Urlaubsform Kreuzfahrt wird zur Zielscheibe!
Der Imagewandel der Seereisen
In diesem Jahr wurde und wird die Urlaubsform Kreuzfahrt zur Zielscheibe in den Medien und in vielen Köpfen. Das hätte Albert Ballin, der die Kreuzfahrt vor rund 128 Jahren erfand , sich sicher nicht träumen lassen. Seine Idee war damals, Reisegäste zum Vergnügen auf hohe See zu schicken.
Als Kreuzfahrtautorin und im Zuge der bevorstehenden Veröffentlichung meines neunten Buches „Echte Kreuzfahrterlebnisse – der unverzichtbare Rategeber für Erst – und Vielfahrer“ geht das Thema in diesen Tagen natürlich nicht an mir vorbei. Daher habe ich beschlossen, dem Thema einen Blogbeitrag zu widmen.
Kreuzfahrt wird zur Zielscheibe – wie alles in Deutschland begann
Es begann alles im Fernsehen am 22. November 1981! Wie bei allen wichtigen Tagen im Leben, weiß ich noch genau wo ich da war. Ich saß in Lübeck vor dem Fernseher, war 11 Jahre alt und schmachtete den smarten Steward Victor an. „Das Traumschiff“ war geboren und nicht mal Erfinder Rademann hätte damals gedacht, dass er einen wahren Kult produziert hatte! Damals gab es im deutschen Markt jedoch nur die klassische Kreuzfahrtform und die war für Normalverdiener unerschwinglich.
1996 startete das Unternehmen AIDA und brachte die bezahlbare Version von Club-Kreuzfahrten nicht nur nach Deutschland. Ich fuhr damals noch mit der AIDA, als nur AIDA an ihrem Bug stand und ich freue mich, dass auch nach vielen Jahren die AIDAcara noch im Einsatz ist. Schließlich hat sie 2002 in mir die Liebe zur Kreuzfahrt erweckt und mir 2003 auch noch die Liebe für mein Leben auf das Pool-Deck geschickt.
Kreuzfahrt wird zur Zielscheibe – ein paar Fakten
Weltweit unternahmen 2018 insgesamt 26 Mio. Passagiere eine Kreuzfahrt. Das Umweltbundesamt hat Anfang September 2019 veröffentlicht, dass es inzwischen 5.000 Passagierschiffe gibt, wovon mehr als 500 Kreuzfahrtschiffe sind, Tendenz steigend. Ich persönlich beobachte eher mit Sorge, dass viele der großen Reedereien fast jedes Jahr mit einem Neubau auf den Markt kommen. Wie sollen diese Kapazitäten alle über die nächsten Jahre langfristig befüllt werden?
Größer, höher, schneller, innovativer lauten die Devisen. Ich bin auch nach den ganzen Jahren doch die Kreuzfahrerin geblieben, die keinen Skywalk, keine Eisbahn und erst recht keine Rutsche braucht! Mir reicht ein schönes Deck aus Holz, idealerweise am Heck. Ich liebe es, von dort aus am Abend auf das Meer zu schauen und zu träumen.
Kreuzfahrt wird zur Zielscheibe – der Umweltfaktor
Während man in den letzten Jahren mehr oder weniger unauffällig seine Kreuzfahrten machte, sind verstärkt seit diesem Jahr die Themen Landstrom, LNG-Schiffe und ähnliches die Themen, welche die Pressemitteilungen der Reedereien füllen. Spätestens seit dem Artikel im Spiegel aus dem August 2019, der zum Tenor hatte, dass Kreuzfahrten gesellschaftlich nicht mehr vertretbar seien, hat es auch den letzten Nicht-Kreuzfahrer auf den Plan gerufen, uns „Seefahrer“ zu bekehren.
So schickte mir eine langjährige Freundin in besagtem Monat eine Petition #RettetdasKlima: Keine Werbe-Serie für Kreuzfahrten mehr in der ARD” per Mail mit dem freundlichen Vorschlag, doch dieses wichtige Thema auch an meinen anderen Kreuzfahrt-Freunde weiter zu leiten. Ich habe das nicht getan und ihr erstmal den Prozentanteil der Kreuzfahrtschiffe am weltweiten Schiffsverkehr erklärt.
Auch die großen Kreuzfahrtmagazine reagieren
Die große, renomierte Kreuzfahrtzeitung Crucero hat mit ihrer aktuellen Ausgabe 4/2019 nun ebenfalls reagiert.
Crucero schreibt: “ 2019 wird das Jahr sein, dass für die Kreuzfahrtbranche in Deutschland eine Zäsur bedeutet. Die Kritik an der Urlaubsform Kreuzfahrt wird zunehmend enthemmter, die Gescholtenen, nebst deren Branchenverbänden, dagegen immer leiser. Nun, wir helfen gerne beim Laut sein! Auf dem Titel dieser Ausgabe klebt ein Booklet, dass einen Fakten-Check zu den aktuellen Argumenten gegen die Kreuzfahrt enthält.“
Im ersten Teil des Booklets geht es neben interessanten Umweltfakten aber auch um das Thema, ob auf Kreuzfahrtschiffen Mitarbeiter ausgebeutet werden. Im zweiten Teil werden dann klare Empfehlungen gegeben. Ich finde es besonders spannend, wie das Magazin die Lanze weiterhin für das Thema Reisen bricht und den Vergleich mit Spaßbeschäftigungen, die den einzelnen Menschen weniger weiterbringen, als neue Orte zu entdecken.
Der Imagewandel der Seereisen – wie mache ich als Kreuzfahrtautorin weiter?
Ich reise seit 17 Jahren mit Kreuzfahrtschiffen und habe darin meine perfekte Urlaubsform gefunden. In meinem Ratgeber, der am 01.11.2019 offiziell im Wellengeflüster Verlag erscheint, schildere ich 50 echt erlebte Eindrücke. Vielleicht gibt es irgendwann in der Zukunft davon auch eine Fortsetzung. Ich werde also weiter Kreuzfahrten unternehmen und auch darüber berichten. Trotz Imagewandel! Für nächstes Jahr stehen bisher zwei Seereisen schon fest. Wie auch in den letzten Jahren, ist für mich immer die Route entscheidend, nicht unbedingt die Reederei.
Ob es irgendwann in den nächsten Jahren so sein wird, dass ich meine Reisepläne auf See den Umweltthemen anpasse, kann ich momentan ehrlich gesagt für mich noch nicht entscheiden. Aber, ich verfolge aufmerksam die Fachpresse und bin diesen wichtigen Themen gegenüber absolut aufgeschlossen und nicht verschlossen!
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