Malen – in 2021 eigene, neue Wege gehen!

Spaß am Malen ist gar nicht so einfach!

Malen – 2021 hat also begonnen und es wird noch ein wenig dauern, bis das Reisen – auch auf Kreuzfahrtschiffen – wieder sorgenfrei möglich sein wird. Aus diesem Grund starte ich heute auf meiner Blogseite eine neue Serie. Dabei geht es darum, ein neues Hobby zu entdecken. Ich starte mit dem maritimen Maler Bernd Kirchner, der heute Tipps gibt, wie Ihr in die Malerei einsteigen könnt.

Malen – ein kleines Vorwort

Foto: Bernd Kirchner – Malen auf Seekarten

Wenn man mit dem Malen beginnt, sollte bedacht werden, dass es unter Umständen nicht gelingen wird mit den eigenen Werken reich und berühmt zu werden. Wenn man sich darüber im Klaren ist, kann das Malen Spaß machen und der Entspannung dienen. Das schließt natürlich nicht aus, einen gewissen Ehrgeiz zu entwickeln. Ein übertriebener Drang zum Perfektionismus ist der Sache, gerade zu Beginn, jedoch weniger dienlich. Wie genau Perfektion in der Malerei auszusehen hat, ist ja auch gar nicht so einfach zu definieren. Das liegt im Auge des Betrachters. Will man fotorealistisch darstellen oder mehr eigene Stimmungen ausdrücken? Im Ergebnis sähe die Perfektion beider Bilder vollkommen unterschiedlich aus.

Der Beginn

Fangen Sie einfach an. Beginnen Sie nicht damit, sich über Kunst Gedanken zu machen. Das tun ihre Kritiker später schon für Sie. Der amerikanische Satiriker Ambrose Gwinnett Bierce, hat es vielleicht auf den Punkt gebracht mit seiner Aussage: „ Malerei ist die Kunst, Flächen vor dem Wetter zu schützen und sie den Kritikern auszusetzen.“

Um bei der Malerei zu bleiben, bedarf es jedoch einiger Geduld. Man sollte nicht gleich wieder alles hinwerfen, wenn es anfangs vielleicht nicht so klappt, wie man gerne möchte. Hat man sich, wie ich, der sogenannten Marinemalerei verschrieben und ist obendrein auch noch Autodidakt, bleiben einem die Türen zu den „ernsthaften“ Kunstkreisen verschlossen. Das spürt man bereits in Fortgeschrittenen-Malkursen der Volkshochschulen oder in Ein-Tages-Seminaren der Künstlerbedarfslieferanten. Man wird sehr schnell zum „Schiffchenmaler“ pauschalisiert. Etwas Talent wird einem zwar durchaus zuerkannt, das Genre und die Thematik aber meist als nicht kunstrelevant betrachtet.

Die Welt der Malerei – ein paar Gedanken

Foto: Bernd Kirchner – Eisbär

Die Türen zur Welt der akademischen Malerei sind ohnehin nur über ein Kunststudium oder einen entsprechenden Mentor zu öffnen. Dazu besteht aber auch überhaupt keine Notwendigkeit. Belasten Sie sich am Besten erst gar nicht mit dem Gedanken, es Kunstkritikern recht machen zu wollen. Genießen Sie die Tatsache, ihre Arbeiten ohne allzu viel Wissen über Kunst beginnen zu können. Kunst ist nur dann sinnvoll und wirksam, wenn sie die Menschen erreicht. Es kann nicht der Anspruch von Kunst sein, nur eine elitäre Schicht befriedigen zu wollen. Das naive Bild eines Vogels, welches einem Kind ein Lächeln ins Gesicht zaubert, hat mehr erreicht, als ein kubistisches Gemälde über das ein Fachpublikum mit ernst aufgesetzten Mienen diskutiert. Bedenken Sie nur, wie schwierig es sein muss, beim Malen zu versuchen eine bestimmte Stilrichtung einzuhalten, die obendrein auch noch interpretationsfest sein muss.

Ich schätze mich glücklich, nicht durch ein irreführendes Kunststudium belastet zu sein und genieße es, zu malen wonach mir gerade der Sinn steht, ohne zu wissen, was ich da stilistisch eigentlich tue. Ich begrüße konstruktive Kritik an meinen Arbeiten und hinterfrage diese auch. Gern diskutiere ich darüber und versuche auch das Gehörte umzusetzen soweit ich es vermag.

„Hurz“

Gelegentlich kommt es aber dann doch schon einmal vor, dass mir ein ernstzunehmender, möglicherweise sogar einflussreicher Kunstkritiker einen Monolog über den künstlerischen Wert meiner Arbeiten hält. Da es mir aber ja an einer entsprechenden künstlerischen Ausbildung gebricht und ich des Spaßes und der Entspannung wegen male, kann ich den hohren Theorien oft nicht folgen. In kunsthandwerklichen Dingen nicht ganz ungeschickt, folge ich dennoch, meist sogar interessiert, den Ausführungen die der oftmals hochintellektuelle Kunstkenner ablässt. Wird er aber dann gar zu selbstgefällig, rufe ich mir gerne das Bild H.P. Kerkelings vor Augen. Meine Gedanken in diesem Augenblick lassen sich für den Kritiker natürlich nicht erraten. In meinem Gesicht steht es jedoch grinsend geschrieben: „Hurz!“

Malen – in welchem Stil?

Foto: Bernd Kirchner- Norway

Ganz ohne Wissen um Kunst-und Stilrichtungen, sollte man dennoch nicht seine Passion betreiben. Es kann auch hilfreich sein, will man beispielsweise ein misslungenes Bild nicht unbedingt in die Tonne treten. Lesen Sie sich etwas ein und informieren Sie sich über Stilrichtungen und deren Eigenheiten, um bei misslungener Farbwahl oder disharmonischer Darstellung, die Flucht nach vorn antreten zu können. Wenn sie die Wikipedia- Seite „Stilrichtung in der Malerei“ öffnen, stehen ihnen bereits 100 Stilrichtungen zur Verfügung. Mit etwas Geduld und Mühe, lässt sich für ihr fertiges Bild sicherlich eine passende finden.

Sie können wählen zwischen Neo-Impressionismus , phantastischer Realismus, Post- Impressionismus, Pointillismus, Divisionismus, Fauvismus, Symbolismus, Synthesismus, Orphischer Kubismus, Suprematismus, Cloisonismus, Futurismus, Rayonismus, Konstruktivismus, Tachismus, Primitivismus, Intimismus, Lyrische Abstraktion, Transautomatismus, um nur einige zu nennen.
Ich bin überzeugt, dass es sich ähnlich verhält, wie mit den gesammelten Werken der deutschen Steuergesetzgebung. Es hat sich soweit verselbstständigt, dass niemand mehr den gesamten Umfang und die Inhalte kennt.

Wie beginne ich nun genau?

Für den Anfang wählen Sie eine der bekannteren Stilrichtungen. Behaupten Sie einfach einmal, sie hätten sich in abstrakter Malerei versucht. Dann sollten Sie jedoch auch die Formen weitgehend aufgelöst haben um ihr Motiv gegenstandslos zu präsentieren. Wasser und Himmel sollten auch nicht mehr unbedingt als solche erkennbar sein. Dass dieses Prinzip funktioniert beweist die Tatsache dass ein Werk von Henri Matisse im Museum of Modern Art , 47 Tage lang ausgestellt war, bevor jemandem auffiel dass es verkehrt herum hing.

Besser ist es möglicherweise aber sich in eine Vorstufe der Abstraktion, den Expressionismus, zu flüchten. Hier können Sie damit argumentieren, die auf ihre Wesentlichkeit reduzierten Formen aus ihrer Umgebung gelöst zu haben. Prof. Dr. Gerd Habenicht hat dies in einem seiner Limericks treffend ausgedrückt:

„Wenn bei einem menschlichen Akt uns Ehrfurcht vor Schönheit nicht packt, vielleicht weil Verständnis
uns fehlt und Erkenntnis, nennt man das einfach abstrakt“.

Ein deutsches Sprichwort drückt das glückliche Genre , in welchem sich der malende Kreative bewegt, ebenso treffend aus:

„Die Maler können nichts verderben! Gerät der Engel nicht, so machen sie einen Teufel.“

Vielleicht gelingt es ihnen ja sogar, eine eigene Stilrichtung zu schaffen, Es käme auf einen Versuch an. Wenn man eine halbwegs zu dem Bild passende Stilrichtung gefunden hat, diese mit einem regionalen Begriff , wie etwa dem Namen des Heimatortes, kombiniert und es geschickt vermarktet, sollte sich da etwas machen lassen.

Und wie werden meine Werke bekannt?

Das nächste Ziel auf dem Weg zur lokalen Berühmtheit, wäre der Versuch in dem Feuilleton des regionalen amtlichen Mitteilungsblatts eine Rezension zu platzieren. Suchen Sie sich hierzu aus dem Telefonbuch einen Ghostwriter mit einem möglichst exotischen Namen. Für den Betrag von 50- 100 € lässt sich da jemand finden, der seinen Namen bereitstellt.
Beschreiben Sie unter seinem Namen nun ihr Werk skrupellos, mit viel Euphorie, frei jedweder Selbstkritik und sie sind in der Erfolgsspur. Wenn nicht, befinden sie sich zumindest in bester Gesellschaft, denn so lesen sich die Ankündigungen zu den meisten Ausstellungen.

Malen – schafft Begegnungen

Foto: Bernd Kirchner – Montrose

Wie man dann mit Kunstkritikern umgeht, muss man sich selbst erarbeiten. Ein Ereignis welches mich stark beeinflusst hat füge ich abschließend hier ein.

Zu einer Ausstellung legte ich einige meiner Kunstdruck-Postkarten auf einem Tisch aus. Darunter auch das Motiv des 1967 vor Grönland gesunkenen Bremerhavener Trawlers „Johannes Krüss“, der Reederei Kämpf. Ein Mann, ich schätzte ihn auf deutlich über 70 Jahre alt, kam mehrmals an den Tisch und sah nach den Karten.Beim dritten Anlauf nahm er die Karte und zückte sein Portemonnaie. „Ah, die Johannes Krüss“, sagte ich, „ich vermute Sie kennen deren tragische Geschichte ?“
Mit schwacher rauer Stimme antwortete er mir dass er lange bei Kämpf gefahren sei.

Wir kamen darüber ins Gespräch und unterhielten uns etwa eine halbe Stunde über die Fischerei mit Seitentrawlern und Heckfängern, über unzureichend schließende Speigaten die wohl zum Untergang des Fischereimotorschiffs München führten, über den gefürchteten Black Frost im Eismeer oder die Bunkerstation bei Kap Farvel an der Südspitze Grönlands.
Ich hätte mich stundenlang mit ihm unterhalten können und bedaure, dass ich ihn wohl niemals wieder treffen werde.

Als er sich dann verabschiedete, bedankte ich mich bei ihm für das gute Gespräch. Darauf dankte er mir für die Karten die ich ihm überließ und dafür, dass ich das Bild der Johannes Krüss gemalt hätte und so die Erinnerung an seine Kameraden zur See erhalten würde. Das Bild hätte ihn sehr berührt.

Diese Begegnungen machen die Malerei für mich zum einzigartigen Erlebnis. Und was will mir irgend ein Kritiker, dem dies oder das nicht gefällt, nach einem Gespräch mit jemandem der meine Bilder quasi erlebt hat, noch anhaben ? In diesem Sinne: Viel Spaß an der Malerei!

Ihr Bernd Kirchner

Zur Homepage von Bernd Kirchner geht es hier.

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