Hurtigruten Fotograf Philipp Hesse im Interview

Philipp hat seinen Traumberuf gefunden!

Hurtigruten Fotograf Philipp Hesse traf ich im Juli 2024 an Bord der MS Otto Sverdrup. Über die Fotografie kamen wir schnell, locker und sehr sympathisch ins Gespräch. Nicht nur mir hat Philipp wertvolle Fototipps verraten und uns Norwegen so ein großes Stück näher gebracht.
Heute habe ich ihn für Euch im Interview.

Hurtigruten Fotograf Philipp Hesse – sein Werdegang

Foto: Philipp hilft gern auch den Gästen
Lieber Philipp, vielen Dank, dass ich Dir für meinen Blog ein paar Fragen stellen darf. Wie bist Du zur Fotografie gekommen und was ist genau Dein Business?
Gerne, ich freue mich ja über das Interesse an meinem Beruf. Meine beiden Hauptaufgaben an Bord sind es die Reise für unsere Gäste fotografisch zu dokumentieren und Mitreisenden dabei zu unterstützen, ihre eigenen Fotos zu machen. Zu Beginn der Reise halte ich einige Vorträge über das Fotografieren von Tieren, den Nordlichtern oder die Handyfotografie. Während der Reise helfe ich dann zum Beispiel auch gerne dabei, Kameras und Objektive richtig einzustellen. Manchmal fehlt auch ein Kabel oder jemand hat Staub auf dem Sensor.  Bislang konnte ich immer irgendwie behilflich sein. Wir vermieten aber auch Ausrüstung, wenn zum Beispiel ein Reisender für Seeadler oder Nordlichter eine Kamera und die passenden Objektive leihen möchte. Die meiste Zeit verbringe ich aber damit, selbst Fotos zu machen, die wir den Reisenden am Ende der Tour dann kostenlos zur Verfügung stellen. 
Fotografie ist seit den 1990er Jahren schon immer meine Leidenschaft gewesen. Am Anfang habe ich sogar noch Filme zum Entwickeln gebracht. Für die Schülerzeitung konnte ich eine der ersten Digitalkameras überhaupt testen, damals mit unvorstellbaren 1,3 Megapixeln. Heute hat jedes Handy eine höhere Auflösung und kann bessere Fotos machen. Mittlerweile bin ich seit 25 Jahren mit Kameras im Rucksack unterwegs und habe meist das fotografiert, was ich am liebsten mache: draußen in der Natur unterwegs zu sein. So habe ich viel Erfahrung in der Landschafts- und Tierfotografie gesammelt. 
Foto: Robben zum „anfassen“ vor der Linse

Hurtigruten Fotograf Philipp Hesse – seine Berufung

Foto: Papageientaucher im Anflug
Wir haben uns ja an Bord der Otto Sverdrup kennen gelernt. Wie kam es dazu, dass Du für die Hurtigruten an Bord gegangen bist und wie viele Reisen hast Du schon fotografisch begleitet?
Jetzt im September bin ich gerade zum sechsten und siebten Mal mit der MS Otto Sverdrup von Hamburg auf dem Weg zum Nordkap. Für mich ist das ein Traumjob. Jede Reise ist einzigartig und überraschend anders. Landschaft, Natur und das Wetter verändern sich entlang der norwegischen Küsten so schnell, dass wir jedes Mal anderen fotografische Gelegenheiten und Herausforderungen begegnen. Vom Seeadler im Schneesturm bis zu Papageitauchern in der Mitternachtssonne durfte ich dieses Jahr schon viele atemberaubende Momente erleben. 
Die Stelle als Expedition Photographer war ausgeschrieben und ich habe mich ganz normal beworben, aber Hurtigruten begleiten mich jetzt schon seit fast zwanzig Jahren. Als ich 2001 mit einem Freund im Auto ans Nordkap gefahren bin habe ich die ersten Schiffe gesehen. Meine Schwester ist vor rund 20 Jahren dann nach Vadsö ausgewandert, dem letzten Hafen der Postschiffroute vor Kirkenes. Vor elf Jahren wurde mein Neffe in Tromsö getauft und zu Kaffee und Kuchen ging es ins Café auf einem Schiff der Hurtigruten.
Mein Vater ist auf der MS Finnmarken zweimal die Postschiffroute gefahren. Heute heißt das Schiff MS Otto Sverdrup und ich darf darauf arbeiten. Der Bewerbungsprozess verlief etwas anders als ich das aus Deutschland kenne. Ich musste zwei Referenzen angeben, denen dann ein Fragebogen zugeschickt wurde. Auch gibt es vorab nur ein Arbeitsangebot. Den eigentlichen Arbeitsvertrag unterschreibt man als Seemann dann erst an Bord des Schiffes. 
Foto: Für Philipp schloss sich mit seiner Arbeit auf der MS Otto Sverdrup auch ein Kreis

Hurtigruten Fotograf Philipp Hesse – sein Alltag an Bord

Foto: Sonnenaufgang mit den Gästen
Wie sieht der Alltag eines Bordfotografen auf einer Seereise aus? Für mich war es gefühlt so, als ob Du 24 Stunden am Tag im Einsatz warst. Wann schläfst Du mal?
Schlaf ist überbewertet. Nein, im Ernst. Schlaf und Erholung ist sehr wichtig für alle Mitglieder der Besatzung, weil wir ja auch für die Sicherheit der Reisenden verantwortlich sind und das hat oberste Priorität. Aber meine Arbeitszeiten sind wirklich manchmal sehr unorthodox. Im Sommer ist es in Nordnorwegen rund um die Uhr hell. Wenn wir morgens um drei an Torghatten, einem Berg mitten im Meer mit einem großen Loch, zum Sonnenaufgang vorbeifahren, bin ich natürlich an Deck. Zur Mitternachtssonne in den Lyngener Alpen oder Norwegens zweitgrößte Gletscher Svartisen kurz vor Mitternacht in zarten Pastellfarben – es gibt so viele magische Momente unserer Route, die ich unbedingt fotografieren möchte.
Am größten ist die Freude bei mir aber, wenn ich an Deck komme und dort schon Gäste warten, die diese Augenblicke genauso genießen können wie ich. Natürlich lohnt es auch im Winter, seinen Schlaf einzuteilen. Schon Ende September hoffen wir wieder auf Nordlichter. Sobald auf der Brücke Nordlichter gesichtet werden, machen wir eine Durchsage und ich bin auf Deck. Den sogenannten Nordlicht-Alarm kann man in den Kabinen natürlich auch ausschalten, aber auf die Idee würde ich nie kommen. Nordlichter sind immer wieder etwas ganz besonders. 
Foto: Blick auf den Gletscher Svartisen

Hurtigruten Fotograf Philipp Hesse – seine Herausforderungen

Foto: Für eindrucksvolle Fotos muss das Wetter nicht immer gut sein
Welches sind die großen Herausforderungen an einen Fotografen, wenn man an Bord bzw. auf einer Reise Fotos macht, anstatt an Land?
Ja, es gibt schon ein paar Herausforderungen. Unser Schiff liegt zwar richtig gut im Wasser, aber bei Wind und Wellen haben natürlich auch wir Seegang. Man soll sich dann beim Gehen immer mit einer Hand festhalten. Dann muss ich mir immer erst einen festen Stand suchen bevor ich fotografieren. Wenn es regnet, ist das für die Ausrüstung immer eine Herausforderung. Aber ich liebe stimmungsvolle Bilder im Regen und habe extra Equipment, was dem Regen standhält.
In diesen Augenblicken verfluche ich dann zwar den Regen, aber anschließend im Trockenen feiere ich diese Bilder. Die größte Herausforderung für mich ist das Salzwasser. Für Elektronik bedeutet der Kontakt mit Salzwasser meist das Ende. Deshalb muss ich da wirklich aufpassen und die Kameras sonst immer wieder reinigen. Momente, in denen der Wind die Gischt bis auf unser Deck trägt, sind aber wirklich selten. 
Vom Fotografieren her ist eigentlich der Winter die Herausforderung. Im Sommer dreht sich viel um Landschaft, Licht und Tiere. Da nutze ich kurze Verschlusszeiten und die Bewegung des Schiffes ist egal. Im Winter aber fotografieren wir Nordlichter vom Stativ. Da sind die maximalen Belichtungszeiten zwei bis vier Sekunden, wenn man die Sterne scharf abbilden möchte. An Land würde ich meist deutlich länger belichten. 
Foto: „Wal-Alarm“ gab es dann auch

Hurtigruten Fotograf Phlipp Hesse – er liebt Tromsö

Foto: Das Wahrzeichen, die Eismeerkathedrale
„Auf den Spuren der Postschiffroute“ heißt die Tour mit der Otto Sverdrup, die sowohl im Sommer, als auch im Winter angeboten wird. Welches ist Dein absoluter Lieblingshafen und warum? Hast Du vielleicht einen individuellen Landgangtipp für meine Leser für diese Destination?
Mein Lieblingshafen ist Tromsö, weil dort meine Schwester mit ihrer Familie lebt. Ich liebe diese Stadt und es gibt so viel zu sehen. Mein Tipp wäre aber zur öffentlichen Bibliothek zu gehen. Schon von außen ist das Gebäude mit seinem geschwungenen Dach wirklich sehens- und fotografierenswert. In den 1970ern wurde hier das Fokus Kino errichtet. 2007 wurde das Kino dann komplett entkernt und bis auf das Dach abgerissen. Unter das alte Dach wurde dann die Bibliothek mit einer Glasfassade gebaut.
Es gibt so viele tolle Perspektiven, aus denen sich die Stadt und die Berge in der Scheiben spiegeln. Der eigentliche Tipp ist aber, die Bibliothek von Innen zu erkunden und von der obersten Ebene aus über die Häuser hinweg auf die Eismeerkathedrale und Tromsös Hausberg, den Tromsdalstinden, zu schauen. 
Foto: Die Bibliothek

Es wäre lieb, wenn Du noch diese drei Sätze ergänzt …

Foto: Emotion pur am Abendhimmel
Fotografieren bedeutet für mich … Geschichten und Emotionen auf einen einzigen Augenblick zu verdichten.
Mein Lieblingsplatz auf der Otto Sverdrup ist … der Bug, draußen auf Deck 5 , weil man dort das Meer spürt, man beinahe einen Rundumblick hat und es dort genug Platz für alle gibt.
Wäre ich ein Seevogel, wäre ich ein … gar keiner. Seevögel wie der Papageitaucher kommen nur zum Brüten an Land und verbringen die meiste Zeit des Jahres auf der rauen, kalten See. Ich bewundere, wie sich die Natur da entwickelt hat, aber möchte wirklich nicht tauschen.
Foto: Am Bug von MS Otto Sverdrup
Danke, lieber Philipp für das Interview. Ich hoffe, wir treffen uns mal wieder an Bord, denn die Hurtigruten habe ich als Reederei neu für mich entdeckt.
Ihr mögt noch mehr über Philipp erfahren? Zu seiner Homepage geht es hier.
Das Titelbild des Blogs wurde mir von Philipp Hesse freundlicherweise für diesen Blogbeitrag zur Verfügung gestellt. Alle gezeigten Fotos wurden von Philipp während der Reise gemacht und sind Eigentum von Hurtigruten. Danke, dass ich sie im Blog zeigen durfte.
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