Großbritannien & Norwegen im Duett – Teil III

Sonne pur im hohen Norden mit AIDAsol

Großbritannien & Norwegen – Dies war für den Autor Hermann Graßl bereits die sechste Tour mit dem Kussmundschiff. Dieses mal war er zu viert unterwegs. Ich freue mich, dass er heute mit Teil III seines Reiseberichtes meinen Blog bereichert.

Auf geht es nach Bergen, Haugesund und Kristiansand oder auch Großbritannien & Norwegen im Duett!

Großbritannien & Norwegen im Duett – Bergen

Foto: Anfahrt Bergen

Trolle, Feen und Elfen, sowie Edvard Grieg, der Komponist – das war unser simplifiziertes Bild von Norwegen. Überpünktlich erreichte unser Pott den Puddefjord zu Bergen, wo wir in Gesellschaft der norwegischen Viking ankerten und tagsüber per Landstrom versorgt wurden, ein klares Signal in Richtung klimatischer Nachhaltigkeit. Mehr als 6 Stunden konnten wir nutzen, das spricht Bände.

Hervorzuheben ist der Fakt, dass der Norweger Gerhard Armauer Hansen 1873 den Lepra Bazillus entdeckt und nachgewiesen hatte, der dieser Gegend den traurigen Rekord mit der höchsten Dichte an Erkrankungen damals einbrachte. Vorzugsweise sollte man diese Küstenstadt auf dem Seeweg ansteuern; schon allein die Fahrt entlang der Schären bot bleibende Eindrücke für Augen und Seele. Mit einem scharfen Auge konnte man auch die sieben Berge erspähen, von denen die Stadt umgeben ist.

Als zweitgrößte Stadt des Landes und ehemalige Hauptstadt mit knapp 280.000 Einwohnern bot Bergen so einiges an Entdeckungen. Angefangen von der ungewöhnlichen Fantoft-Stabkirche, dem Steinsdal Wasserfall, dem Hardangerfjord, dem traditionellen Fischmarkt bis hin zur Tour mit dem Wasserflugzeug war für jeden Geschmack was dabei.

Foto: Aussicht vom Berg Berg Floyen

Wir bevorzugten dieses Mal die Erforschung von Bergen auf eigene Faust, zumal die City gut erreichbar war und dazu einlud, alles per pedes zu organisieren. Neben dieser sehenswerten Erhebung gab es noch den Berg Floyen, auf dem eine gigantische Aussicht über die Landschaft zu erwarten wäre. Unser Lektor empfahl die Fahrt zum besagten Floyen, von dem aus der Panoramablick am eindrucksvollsten wäre. Und genauso stellte es sich dar, zumal der Himmel aufriss und wieder ein warmer angenehmer Tag bei 22 Grad anstand, obwohl Bergen die regenreichste Stadt in Europa ist. Oben begegneten wir einer Gruppe zahmer, müder aber trotzdem zugänglicher Ziegen, die dort ihr Zuhause fanden und ideale Fotomotive boten.

Foto: Beliebte Fotomotive auf dem Berg

Als führender Hafen an der Fjordküste West-Norwegens und Haupt-Kulturzentrum pulsierte die City. Schmucke Häuserfassaden aus der ertragreichen Hansezeit und eine Yacht Parade blickten uns einladend entgegen. Bryggen wurde früher auch „Tyskebryggen“, Deutsche Brücke genannt. Dessen Hansehäuser bildeten einen Kai, die Brygge.

Foto: Typische Hansehäuser in Bergen

Unsere Aufwartung auf dem Fischmarkt, der früh seine Pforten öffnete, war ein Muss. Lachsbrötchen sowie einmal Fisch und Chips standen auf unserer beiden Wunschliste. Kjotboller (Fleischklöpse) und Fiskeboller (Fischklopse aus Fischmehl) zählten zu den lokalen Spezialitäten genauso wie der süße Skillingsboller, eine Schnecke aus knusprig gebackenem Teig mit Zimt und Zucker bestreut. Diese Leckerei erinnerte uns stark an das in Hamburg beliebte Franzbrötchen.

Foto: Unterwegs auf dem Fischmarkt

Neben dem Rosenkrantz Turm gleich in Hafennähe statteten wir auch dem Brygge Museum einen Besuch ab. Dieses Museum lohnt sich schon alleine wegen der mystischen Rune Schrift mit ihren kryptischen Buchstaben. Bemerkenswert war die Konzeption des Museums über den Ausgrabungen, wodurch die geschichtsträchtigen Exponate idealerweise mit einbezogen wurden für den Besucher. Dem Erwerb eines T-Shirts mit dem Runen Alphabet konnte ich nicht widerstehen.

Dank des günstigen Tagestickets begaben wir uns auf den Weg zur berühmten Fantoft Stabkirche. Nach einem etwas abenteuerlichen Marsch durch Stock und Stein erreichten wir dieses Schmuckstück durch den Wald, ganz untypisch; die Google Maps Hilfefunktion lotste uns auf Umwegen dorthin. Trotz dieser Mühen freuten wir uns über den freien Eintritt zu dieser ganz in Schwarz gehaltenen Gottesstätte im Miniaturformat und Wikinger Bauweise.

Bergen und Holz, das war keine harmonische Beziehung vor Jahrhunderten, denn zahlreiche Feuer suchten die Stadt heim, das Schlimmste ereignete sich 1702. Diese Geschehnisse beeinflussten letztlich auch den Niedergang der einst blühenden Hansestadt. Als Konsequenz verließen die letzten hanseatischen Händler im Jahr 1764 den Hafen und suchten sich ein neues lukrativeres Betätigungsfeld.

Ich gewann für mich die Erkenntnis, die norwegische Sprache doch nicht zu erlernen, auch wenn sie sympathisch klingt, insbesondere wenn man den Haltestellen Durchsagen im öffentlichen Nahverkehr aufmerksam lauscht. Nichtsdestotrotz schnappte ich ein charmantes norwegisches Adjektiv auf: Ledig sieht man oft bei Parkhäusern und heißt so viel wie frei im Sinne von Parkmöglichkeiten. Vor Restaurant konnte man diesen putzigen Begriff oft lesen.

Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei Bergen um einen silent Port handelte, klang heute um 20 Uhr das Sail away nicht aus dem Äther und auch das sonst übliche dreimalige Goodbye Tröten war nicht erlaubt. Stattdessen hörten wir aus ca. 500 m Entfernung die Klänge eines lautstarken Rock Konzertes, welche uns akustisch ein wenig hinaus in die Schärenlandschaft begleiteten. Die Vorgruppe mit der zauberhaften femininen Stimme gefiel uns besser. Leider konnten wir nicht mehr Zaungäste der Imagine Dreagons sein, welche später die Menge bestimmt in Ekstase rockten.

Mit der frohen Kunde unseres redseligen und mitteilungsfreudigen Kapitäns Moritz Pankau erfuhren wir zu guter Letzt noch, dass die Sol am heutigen Tag nahezu 7 Stunden Ladestrom aus regenerativen Quellen genossen hatte. Skandinavien ist in dieser Hinsicht den meisten europäischen Ländern schon weit voraus und setzt in der Klimapolitik neue Maßstäbe. Chapeau! Neben dem eigenen Öl Gewinn in Zeiten wie diesen ein weiterer unschätzbarer Pluspunkt für die Skandinavier! Die Verzierung der Gullideckel mit der Stadtansicht von Bergen soll nicht unerwähnt bleiben.

Foto: Das ursprüngliche Bergen

Großbritannien & Norwegen im Duett – Haugesund

Foto: Blick auf Haugesund von der Brücke der AIDASol

Haugesund gilt aufgrund seiner historischen Bedeutung als Wiege Norwegens. Mittelalter und Wikingerzeit sind dort ein ständiger Begleiter. Die ursprünglichste norwegische Kleinstadt am Karmsund gilt als nationale Gründungsmetropole. Hier hat der erste Wikinger König Harald Harfagre alias Schönhaar 873 n. Chr. seine Fußstapfen hinterlegt und sich verewigt.

Das heutige Haugesund entstand zuerst als Handelsplatz und Poststelle für Fischer und Seefahrer. Die Heringsfischerei stand hoch im Kurs. Die Schiffe der späteren Hurtigruten stoppten auch in Haugesund. Kapitän Pankau hob als Fakt die längste Fußgängerzone Norwegens, die Haraldsgata, hervor, die wir dort antreffen würden. Darüber schmunzelten wir ein wenig amüsiert, da wir gleich an unsere überlaufene und weit lebhaftere Kaufingerpassage in München dachten.

Haugesund ist auch als Festivalstadt bekannt geworden: neben dem Heringsjazz (Sildajazz) findet das Norwegische Filmfestival (Den Norske Filmfestival) dort statt. Mit dem längsten Heringsbuffet der Welt machte sich diese Hafenstadt ebenfalls einen internationalen Namen. Fangfrische, gekochte Garnelen (Reker) direkt vom Kutter aus der Tüte zu genießen, war ein weiterer kulinarischer Höhepunkt, den man sich nicht entgehen sollte.

Foto: Malerisches Haugesund

Wir waren überrascht, wie verschlafen dieser Ort sich zeigte, das krasse Gegenteil zum Hotspot Bergen vom Vortag. Wie in Bergen beabsichtigten wir auch dieses Juwel zu Fuß zu entdecken, was den Geldbeutel schonte und unserer Fitness zugute kam, welche trotz des fleißigen Treppensteigens noch viel Luft nach oben hatte.

Wir vermissten die Einheimischen, es schien niemand außer Touristen unterwegs zu sein. Feuer schien auch hier ein Thema zu sein, denn das eine oder andere abgebrannte Holzhaus kreuzte unsere Wege. Pflanzenliebhaber suchten vergebens bunt blühende und mit kräftigen Farben gesegnete Exemplare. Vielleicht lag dieses Defizit an der rauen Klimazone. Ein paar Farbkleckse hätten dem Ambiente mehr als gutgetan.

Rückblickend hätten ein Helikopterflug (wohl zu teuer) zum Prekestolen oder eine Wanderung zum Langfoss-Waterfall oder zur Himakana Felsformation bzw. der Besuch bei den Wikingern im königlichen Avaldsnes mehr Charme gehabt. Nach 2 Stunden Fuß Marsch hatten wir alles Wesentliche abgedeckt und schlossen mit dem Sightseeing ab. Wer weiß, vielleicht erwächst aus dem ersten Beschnuppern dieser aus unserer Sicht sehr ruhige Kleinstadt ein Comeback; ich vermute mal eher nicht, obwohl der Wasserfall mit seiner bemerkenswerten Höhe von 612 m sicherlich reizvoll und ein kurzes Gastspiel wert gewesen wäre.

Dank des Biker Ausfluges meines Sohnes, erfuhr ich noch vom beeindruckenden Nationalmonument zu Ehren des ersten norwegischen Königs Schönhaar, dessen Grab auch dort publikumswirksam errichtet wurde. In dieser stilvollen Gedenkstelle offenbarte sich die Unabhängigkeit der stolzen Norweger. Haugesund gilt als Geburtsstätte Norwegens! Als Sahnehäubchen seiner Rad Tour erwies sich die kleine französische Version der amerikanischen Freiheitsstatue, die man wohl an dieser Stelle nicht erwartet hätte. Hintergrund dafür waren Überbleibsel aus Kupfervorkommen, die in dem nahegelegenen Bergwerk geschürft wurden.

Foto: Impressionen aus Haugesund

Ein weiteres Schiffshighlight stellte der Zwickel Event auf Deck 6 am Bug dar, dort wo sonst nur die Crew Zugang hat und wo sich der kleine private runde Pool befindet. Mit Bier vom Fass gemäß deutschem Reinheitsgebot mit original Meerwasser gebraut und einer deftigen Brotzeit ließen wir es uns gut gehen. Wir waren ein illustrer Kreis von nur 40 Passagieren, die sich dieses ganz besondere Erlebnis außer der Reihe gönnten. Kritisch beäugt von der Brücke, machten wir einen guten Eindruck und genossen das Auslaufen der Sol bei starkem Gegenwind. Auf Enya‘s Traditionssong mussten wir wegen des silent Port im Hafen erneut verzichten; aufgeschoben ist nicht aufgehoben und etliche Momente später wurden wir doch noch belohnt.

Foto: Exklusives Zwickel-Event am Bug

Der Abend wurde mit einer interessanten Prime Time eingeläutet, wo Entertainer und Paradiesvogel Dennie vier Crew Gäste an seiner Seite begrüßte: U.a. drei Offiziere und der Chef der Lagerhaltung, der für Ersatzteile verantwortlich zeichnete. Kreativität und Improvisationsbereitschaft standen ganz hoch im Kurs. Der Spruch des Kapitäns „Fracht motzt nicht, Fracht kotzt nicht“ war auch hier indirekt Thema: alle gaben zu, dass ihnen eine Fahrt mit Passagieren viel lieber war als den ganzen Tag mit einem Container ins Gespräch zu kommen. Die soziale Komponente hat halt doch ihre Vorteile.

Furioser Schlusspunkt war die Show „Crew meets Band“, in der Dennie sagenhafte Gesangskünstler v.a. aus dem Housekeeping Bereich auf der Bühne der AIDA Welt willkommen hieß. Eingängige Songs und Gassenhauer so wie Valerie von Amy Winehouse, Knockin‘ on Heaven‘s Door, Mamma Mia oder What‘s up wurden von sehr talentierten Nachwuchssängern zum Besten gegeben. Es war eine Augenweide, was diese Amateurkünstler gesanglich aus dem Hut zauberten. Mit ihrer tollen Performance vor vollem Theatrium hatten sie den Applaus sicher. Der Abschluss mit dem Rap Song Gangstas‘ Paradise war das Sahnehäubchen dieser Abendveranstaltung.

Großbritannien & Norwegen im Duett – Kristiansand

Foto: Aidasol im Hafen von Kristiansand

Als sechstgrößte Stadt Norwegens liegt Kristiansand, die Geburtsstadt der Kronprinzessin Mette-Marit, am Skagerrak. Mit 114.000 Einwohnern liegt die Stadt an der Südflanke Norwegens. Öl und Fischerei sind die dominierenden Wirtschaftszweige neben dem zentralen Arbeitgeber, einer großen Brauerei. Außerdem befindet sich ein Bergwerk in der Nähe, wo u.a. Nickel und Karbon abgebaut werden. Kristiansand ist auch als Universitätsstadt bekannt mit ca. 9.100 lernwilligen jungen Menschen. Aufgrund seiner quadratischen Straßenanordnung im Innenstadtbereich erwarb sich Kristiansand den Namen „Kvadraturen“. Sofort fiel mir die Quadrate Stadt Mannheim dazu ein.

Aller guten Dinge sind drei und auch hier entschieden wir uns tapfer für den Landausflug auf eigene Faust. Wo sonst konnte man die norwegischen Traditionen besser erleben? Und wieder schien uns die Sonne auf den Pelz, einfach unglaublich, dass wir auf dieser Reise stets von der schönsten Himmelsseite begleitet wurden.

Was für ein sagenhafter Empfang am Pier: Zwei in Landestracht gekleidete Musiker begrüßten uns mit wunderschönem norwegischem Liedgut. Die Sängerin schien eine professionelle Gesangsausbildung genossen zu haben, denn ihre Stimme deckte alle erdenklichen Tonlagen auf höchstem Niveau ab.

El Capitano informierte uns bereits frühmorgens gewohnt souverän: Die hiesige Autofähre als Katamaran Version mit dem schnittigen Namen Fjord Cut hält den Rekord mit knapp zwei Stunden von Kristiansand nach Dänemark. Außerdem laufen im Hafen derzeit die Vorbereitungen für den größten Nightclub Norwegens auf Hochtouren; zu diesem Zweck wurden zig Container übereinandergestapelt. Musikalisch putzt sich die Stadt grad fein heraus für ein mehrtägiges Festival mit international renommierten Bands.

Einen echten Elch zu streicheln hätte mir durchaus gefallen, kannte ich diesen Begriff bisher nur in Verbindung mit unvergesslichen Testfahren eines bekannten deutschen Automobilherstellers. Guess what? Für unser AIDAsol Familienfoto konnten wir eine Aufnahme mit diesem nordischen Vertreter am Pier wählen. Was für ein Zufall!

Foto: Kilde-Theater Kristiansand

Schon der Fuß Marsch vom Schiff hinüber zur City war gepflastert mit dem Yacht- und Segelhafen, dem niedlichen kleinen Fischmarkt und Blumenbeeten allerorten. Nicht umsonst schimpft sich Kristiansand auch Blumenstadt. In der vorgelagerten Hafengegend war unser Blick unweigerlich auf das monströse Kilden Theater- und Konzerthaus gerichtet, in dem sich unsere Sol perfekt gespiegelt hatte.

Im Bezirk Posebyen trafen wir auf die meisten der typischen, kleinen Holzblockhäuser inkl. versteckter Hinterhöfe und Kutschenschuppen von Norwegen. Posebyen leitet sich aus dem Französischen ab und bedeutet „sich ausruhen“, se reposer. Dies konnte man auch recht gut innerhalb der Festung Christiansholm, wo die dortigen Kanonen nur ein einziges Mal zum Einsatz kamen, um einen Angriff der Engländer 1807 abzuwehren.

Weiß gestrichene Holzhäuser bewohnten die reichen Bewohner, während die in Ochsenblut eingefärbten Exemplare den ärmeren Bevölkerungsschichten vorbehalten waren. Holz verlangt jedoch viel Pflege und regelmäßiges Streichen stand auf der Tagesordnung. Etliche Hausbesitzer waren an diesem Nachmittag handwerklich unterwegs.

Foto: Wunderschöne Holzhäuser in der Stadt

Kulinarisch ließ ich mich von einem leckeren Smultringer med Melis verwöhnen, der vergleichbar mit einem Donut war, nur etwas kleiner. Med Melis bedeutet ‚mit Puderzucker‘. Diesen typischen Kringel verzehrte ich gegenüber der eindrucksvollen neogotischen Kathedrale mit einem Fassungsvermögen von 1.000 Besuchern.

Die Tour mit dem Dampfschiff durch die Fjorde und das Freilichtmuseum Setesdal klangen genauso verlockend wie eine Panoramafahrt zum Naturpark Ravnedalen oder eine Dampfzugtour durchs Hinterland. All diese vorgenannten Events und Aktivitäten standen zwar nicht auf unserer persönlichen Agenda, hätten jedoch die Stippvisite in dieser pulsierenden Metropole perfekt abgerundet.

Jedenfalls gefiel uns der lebhafte Charme und Charakter von Kristiansand genauso gut wie der von Bergen: Zwei Städte, die sich sehr ähnlich in ihrer Dynamik waren und beide auf alle Fälle einen weiteren Besuch verdient hatten. Hier könne man es gut aushalten, das war meine unmissverständliche Schlussfolgerung, zumal bei meinem zweiten Landgang am Nachmittag der Ort so richtig aufblühte. Zug um Zug präparierten die Einheimischen ihre schicken Boote und steuerten die offene See an, in der sich Quallen sehr wohl fühlten; ein untrügliches Zeichen für wärmeres Klima. Das Riesenrad vereinte nun auch alle seine Gondeln und der Tivoli öffnete seine Pforten. Abends stand noch der weltberühmte Andrea Bocelli auf der Bühne des Festivals. Am Hafenpier trafen wir auf kreative Werke aus Sand, u.a. eine Eulenfamilie mit dem sinnigen Spruch „Owl you need is love“.

Foto: Impressionen aus der Innenstadt

Abends stand unser Besuch im feinen Buffalo Steakhouse an, um das 3-Gang Menü zu probieren. Eine willkommene Abwechslung zu den täglichen Buffet Restaurants. Frisch gestärkt begaben wir uns dann zur vorletzten Prime Time der Reise mit dem unwiderstehlich fröhlichen Dennie und bestaunten danach AIDA‘s Beste im Theatrium. Thematisch bewegte sich die heutige Show um die Gruppe „Queen“, für die eine passende Königskrone mitten hoch droben im Theater Saal schwebte.

Seetag

Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen

(Aristoteles, griechischer Philosoph und Wissenschaftler)

Rechtzeitig warf ich meinen Aida Moment des Lächelns in die dafür bereitgestellte Box an der Rezeption und drückte meiner fleißigen und aufmerksamen Bedienung aus Neu-Delhi, Junpri die Daumen, dass er ausgewählt wurde im Rahmen der abendlichen finalen Prime Time. Letztendlich bekam eine der Gastgeberinnen das Zertifikat überreicht; sie durfte frei wählen, was sie sich wünscht; ein freier Tag stand u.a. auch zur Disposition, die wohl beste Option.

Teutonisch pünktlich hielt uns der Kapitän Moritz Pankau wieder auf dem Laufenden: Auch in Kristiansand konnten die Generatoren abgeschaltet werden und satte 5 Stunden Landstrom generiert werden. Nun stand auch fest, dass alle künftigen AIDA Schiffe in diesen Genuss kamen und auf diese Weise einen wertvollen Beitrag zum Klima beitrugen.

Die auf hoher See substantielle Flaggenkunde wurde auch thematisiert: Bei jeder Einfahrt in einen Hafen wird stets die italienische Handelsflagge als Registrierhafen gehisst neben der Gastflagge und der Reedereiflagge. Die Flagge mit dem Buchstaben „H“ in weiß und rot bedeutet, dass ein Lotse grad an Bord weilt. Sobald die rote Flagge „B“ auftaucht, ist größte Vorsicht geboten, dies gilt primär für Raucher, denn in dieser Konstellation übernimmt das Schiff entweder Brennstoff oder eine gefährliche Ladung. Die Flagge mit dem Buchstaben „P“ symbolisiert im internationalen Signalbuch den sogenannten „Blauen Peter“, blau mit weißem Segel. Nach diesem Sprachgebrauch wird das Schiff binnen 24 Stunden auslaufen.

Am 2. See Tag erwartete mich ein ganz besonderes Ereignis. Auf dem Tagesplaner wurde ein Informationsgespräch mit dem HR-Manager Hr. von Aschoff angeboten, um mal ganz unverbindlich zu eruieren, was es für Karriereoptionen an Bord der AIDA Flotte gibt. Selbstredend nahm ich diese einzigartige Gelegenheit wahr und vereinbarte einen Termin.

Ich war gespannt wie ein Schneider, wie das informelle Gespräch verlaufen würde. Primär interessierte ich mich für den Job des Reiseberaters, der an Bord so positiv dargestellt wurde. Wer weiß, vielleicht konnte ich trotz meines fortgeschrittenen Berufsalters mit meiner Vielzahl an ehrenamtlichen Aktivitäten trotzdem punkten und mir eine Chance verdienen. Die verlockend klingende nächste Weltreise stand auch schon bald auf der Agenda. Zumindest buchen konnte man sie bereits an Bord.

Das Infogespräch mit Herrn von Aschoff fand in der AIDA Bar in einem angenehmen Ambiente statt. Ich legte meine bewegte Vita offen auf den Tisch und nannte meine Präferenzen für mögliche interessante Einsatzbereiche. Der HR-Manager ging auf die Position des Lektors ein, die er sich gut vorstellen könnte bei meiner Expertise. Am besten sollte ich in diverse Jobs als Erstes reinschnuppern, um die AIDA Philosophie kennenzulernen. Immerhin war ich der einzige Passagier der dieses Angebot wahrgenommen hatte, mit Herrn von Aschoff zu sprechen.

Eine letzte Kunstauktion stand danach noch auf dem Tagesplan; jetzt oder nie lautete das Motto: Das war die ultimative Gelegenheit zur Ersteigerung eines lukrativen Souvenirs für zuhause. Es musste ja nicht gleich ein James Rizzi oder Feliks Büttner sein.

Zuvor klang die Hafen Lounge zur Karibik höchst interessant und war insbesondere für unseren Sohn ein solides Wrap Up seiner Reise dorthin. Danach schenkte ich noch dem hervorragenden serbischen Gitarristen Boris meine volle Aufmerksamkeit, bevor AIDA Star Andrea Casati mit seiner Show „Lights in the Piazza“ im Theatrium aufwartete, ganz lässig in gewohnter italienischer Manier.

Die letzte Prime Time erwies sich als Kracher, denn unser begnadeter Entertainer lief zu Höchstform auf und begeisterte mit seiner offenen und motivierenden Art das vollbesetzte Auditorium. Das Gewinnspiel mit dem Erraten von Filmtiteln riss die Passagiere zu Standing Ovations hin. Hier blühte Dennie so richtig auf und gab sein Bestes in bester Stand Up Comedy. Dank seiner Kollegin schafften es die Gäste, alle Filme in Windeseile herauszufinden. Klassiker wie Forrest Gump, Das Schweigen der Lämmer, Ghostbusters oder Terminator standen auf ihrer Liste. Es war ein spektakulärer lustiger Event und es spielte keine Rolle mehr, wer von den beiden Kandidaten letztlich als Sieger hervorging. Der olympische Gedanke zählte hier. Den Weißen Hai in Mimik und Gestik darzustellen, das war sein persönliches Highlight neben Dirty Dancing; gut, dass er nicht abheben musste, obwohl er schon zum Sprung ansetzte.

Den darauffolgenden Farewell Abend mit unserem ausgesprochen angenehmen Kapitän Moritz Pankau durften wir keinesfalls verpassen, so viel Ehrerbietung musste einfach sein. Hr. Pankau resümierte, man habe zusammen 3.500 km zurückgelegt bei, aus seiner Sicht, meteorologisch unfassbaren komplett regenfreien 9 Tagen. Über diese göttliche Fügung war selbst der Kapitän mehr als überrascht, hatten doch die Gäste der letzten Fahrt in dieser Hinsicht gar kein Glück. Nur in Lerwick auf den Shetland Islands mussten wir einen kurzen mahnenden Regenschauer erdulden. Mit sagenhaften 23 Grad schoss das ansonsten regenreiche Bergen den Vogel ab und litt quasi unter einer Hitzewelle wegen unserer Sol – ein Wortspiel, das hier Realität wurde.

Und on top: am 2. See Tag hätte es eigentlich regnen sollen ja müssen, doch seine Zuversicht ob unserer bisherigen Performance wurde auch dieses Mal belohnt. Es war auch nur eine rhetorische Frage, diese Tour konnte nur sonnig und im besten Licht verlaufen.

Seine Anmerkung zu den in der Regel sehr steifen und trögen Durchsagen zu nautischen Fakten seines „Zuchtmeisters“ Herrn Schuster wurde von uns allen humorvoll zur Kenntnis genommen. Er benötige halt an Bord jemanden, der für die nötige Ordnung sorge und ihm den Raum zur eigenen Entfaltung gewährt. Seine heimliche Jogging Einheit in Haugesund konnte der Kapitän letztlich doch nicht ganz vor den Passagieren verbergen, den Zwickel Lounge Event am Bug Deck hob er als spezielles I-Tüpferl heraus.

Gemeinsam klatschten wir gebührend Danke für alle 577 Crew Mitglieder, vor allem für diejenigen, die im Hintergrund agieren. Schließlich ließen wir den Abend mit der Band Fortune auf dem Pool Deck ausklingen, nachdem uns die Aida Stars eine musikalische Hommage an ABBA schenkten. Ein Feuerwerk an ausgewählten Top Hits bildete den standesgemäßen Höhepunkt.

Wohl wissend, dass unsere Koffer gut versorgt waren, sanken wir zufrieden und glückselig in den Schlaf und harrten dem Morgen in Hamburg, wo uns bestimmt weniger Sonne erwartete, entgegen.

Foto: Sonne pur im hohen Norden mit AIDAsol

Das war Teil III des Reiseberichtes von Hermann Graßl. Lieber Hermann, hab vielen lieben Dank, dass Du Deine Reise nach Großbritannien & Norwegen so ausführlich auf meinem Blog geteilt hast.

Alle Fotos wurden mir von Hermann für diesen Blogbeitrag zur Verfügung gestellt.

Neugierig geworden auf AIDAcruises. Zur Webseite geht es hier.

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