Ein irisches Seemärchen? Sable East Lighthouse
Eine Leuchtturmgeschichte von Bernd Kirchner
Ein irisches Seemärchen? Bernd Kirchner faszinieren Leuchttürme. Manchmal inspirieren sie ihn auch zu Geschichten. „Sable East Lighthouse“ ist seine frei erfundene Interpretation zur Entstehungsgeschichte des irischen Folksong „The Irish Rover“.
Sable East Lighthouse
Sable Island ist eine kleine Insel im Nordatlantik, etwa 95 Seemeilen vom kanadischen Festland entfernt. Sie ist aufgrund ihrer Position in einer stark frequentierten Schiffahrtsroute seit je her ein gefährliches Schifffahrtshindernis. Die 5 Bewohner der Insel leben ausschließlich vom Meer und dem was der karge, sandige Boden an Erträgen zulässt.
Baumaterialien mussten schon immer, seit die Insel bewohnt wird, mühsam und teuer herangeschafft werden. Am 1. April 1813 jedoch, ereignete sich ein Unglück, welches sich für die Insulaner als äußerst segensreich erwies. Das irische Fregattschiff Irish Rover, lief in einem Sturm steuerlos auf ein der Insel nahegelegenes Riff und zerbrach. Es gab nur einen einzigen Überlebenden nachdem der Kapitänshund bei dem Aufprall ins Meer stürzte und ertrank. Der Rest der Mannschaft wurde schon während der siebenjährigen Irrfahrt der Irish Rover, von den Masern dahingerafft.
Die Ladung bestand zu einem Großteil aus Ziegelsteinen, die für den Bau der City Hall in New York bestimmt waren. Diese lagen glücklicherweise in geringer Tiefe in den aufgebrochenen Laderäumen. Daher war es nicht sehr schwierig, fast die gesamte Ladung Ziegelsteine ab zu bergen. In den folgenden Sommermonaten errichteten sie sich daraus schöne feste Häuser.
Als diese fertiggestellt waren und noch immer zig-tausende Ziegel übrig waren, beschloss man zu Ehren der ums Leben gekommenen Mannschaft der Irish Rover, einen Leuchtturm zu erbauen. Dieser sollte künftige Unglücke vermeiden. Man glaubte den idealen Standort im Nord-Osten der Insel gefunden zu haben und begann mit dem Bau. Es stellte sich jedoch schon früh heraus, dass der Untergrund dem Gewicht der Steine nicht standhielt und nachgab. Nun war, wie wir bereits wissen, die Anzahl der auf Sable Island verfügbaren Bauarbeiter recht gering. Das wurde auch durch den noch immer auf der Insel lebenden Seemann Barney Mc Gee von der Irish Rover, nur unwesentlich besser. Da zieht man dann schon mal Kompromisse, einem arbeitsaufwändigen Abriss und anschließendem Neubeginn vor. Und so geschah es auch hier.
So wurde der Turm, mit einigen Bausicherungsmaßnahmen versehen, im Mai 1820 fertiggestellt. Es strandeten aber nun unglücklicherweise keine Schiffe mehr, die eine passende Fresnel-Linse an Bord gehabt hätten, geschweige denn eine einigermaßen lichtstarke Lampe. Auch die Brennstoffe deren die Insulaner mittels Strandgut noch teilhaftig wurden, hätten kaum zum dauerhaften Betrieb der ohnehin nicht vorhandenen Lampe gereicht. So blieb es also in Sable- East-Lighthouse dauerhaft dunkel.
Der Turm wurde in der Folgezeit unter dem Namen Sable- Dark-Light bekannt. Diesen bekam er von in der Nacht gestrandeten Seefahrern, die dem Turm dann am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang ansichtig wurden. Auch der etwas derbere Namen „Bloody- Bullshit- Lighthouse“ war, obwohl so nicht in den Seekarten verzeichnet, den meisten Seefahrern ein gängiger Begriff.
Ein irisches Seemärchen? Zurück in Cobh
1875 bereits wurde der Turm durch einen funktionsfähigen Neubau ersetzt. Die Insel ist heute ein Naturreservat und nicht mehr dauerhaft bewohnt. Der 1822 mit einem Frachtschiff nach Queenstown, dem heutigen Cobh, nach Irland zurückgekehrte Barney Mc Gee, erzählte die seltsame Geschichte in den dortigen Pubs. Jeden der ihm ein erfrischendes Getränk zukommen ließ, weihte er in die Geschehnisse rund um Sable-East-Ligthouse ein.
Als ein Songwriter diese hörte, verfasste er daraus das heute noch sehr populäre Lied ‚The Irish Rover‘. Natürlich nicht ohne die unerlässlichen irischen Übertreibungen. Von denen in großer Zahl im Liedtext vorkommenden Barrels of Porter, Fässer irischen Starkbiers, die sich ebenfalls in den Laderäumen des Schiffs befunden haben soll, will man auf Sable Island nie etwas gehört haben und verweist diesen Teil der Erzählung ins Reich der Legenden. Allerdings würden die Fässer, wären sie denn ab geborgen worden, einige architektonische Eigenheiten des Turms erklären.
Ein irisches Seemärchen? Hier könnt Ihr in den Songa reinhören!
Zur Homepage von Bernd Kirchner geht es hier.
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