Der Jakobsweg – eine Parallelwelt auf Zeit

Sonne, Vitamin D und das Meer …

Der Jakobsweg – ihn zu gehen – oder Teile davon – ist eine Reiseentscheidung, die oft sehr viele persönliche Gründe hat. So ging es auch Lara und ihrer Mutter, die erst vor wenigen Wochen zurück gekommen sind, mit einmaligen Erlebnissen im kleinen Reisegepäck.

Im heutigen Blogbeitrag erfahrt ihr im Interview mit Lara, wie sich das große Abenteuer anfühlte.

Wie kam es zum „Projekt“ Jakobsweg?

Foto: Der Jakobsweg – das Symbol

Liebe Lara, gemeinsam mit Deiner Mutter bist Du in Spanien im September / Oktober den traditionellen und 800 Kilometer langen Jakobsweg gelaufen. Magst Du uns ein wenig darüber erzählen und auch die Beweggründe hierfür verraten?

Angefangen hat alles damit, dass ich sehr viele Pläne auf einmal hatte. Voller Vorfreude fieberte ich auf die Umsetzung eines jeden einzelnen hin, nur um letztendlich einen nach dem anderen aus Unsicherheit wegen der aktuellen Pandemielage zu verwerfen oder doch zumindest anzuzweifeln. Ich habe mich also hingesetzt und überlegt, was mir gerade gut tun könnte, und so kam ich auf die folgenden Dinge: Abstand zu meinem Alltag gewinnen, Sonne und Vitamin D tanken, am Meer sein und irgendetwas tun, um den Geist zur Ruhe kommen zu lassen und neue Kraft zu schöpfen. Aus Spaß sagte ich zu meiner Familie, dass ich mir meinen Rucksack schnappe und eine Weile verschwinde, wenn mir alles zu viel wird, und genau das tat ich dann tatsächlich, allerdings war mir ein sicherer Rahmen wichtig.

Meine Mutter fühlte sich schon seit einigen Jahren eingeengt in ihren Pflichten als Mutter und Ehefrau und sie erinnerte sich bei meinen Gedanken über den Jakobsweg an ihre eigene Jugend zurück, in welcher sie mit ihrer besten Freundin durch die polnischen Wälder gezogen ist. „Lara, was hältst du davon, wenn wir das zusammen machen, du und ich, zu zweit einfach los, ich glaube das könnte gut werden, was meinst du?“

Ich hatte kaum Zeit zu überlegen, da steckte Mama mich mit ihrer Begeisterung an „Wir müssen Kraft für die nächste Zeit schöpfen. Was wenn wieder ein Lockdown kommt und wenn auf dem Weg was passiert, dann haben wir immerhin uns beide.“ „Okay“, sagte ich. Und damit war die Sache beschlossen und einige Tage später buchten wir die Flüge.

Die Reise wurde anstrengend, physisch und psychisch, und gleichzeitig so intensiv, dass sie unvergessen bleiben wird.

Bestimmt gab es auf dem Weg ganz viele Begegnungen und Erlebnisse. Magst Du über Dein schönstes und vielleicht auch über Dein nachdenklichstes Erlebnis berichten?

Foto: Unterwegs in A Guarda

Wir haben uns Zeit gelassen, die Umgebung zu betrachten und beim wandern aufzunehmen und uns selbst zu spüren. Ich glaube, das war das Schönste, beim Laufen auf das Meer zu schauen und sich dabei zu vergessen und gleichzeitig wahrzunehmen.

Als wir in einem Wald an einer Gabelung angekommen sind, stand dort ein kleiner Schrein. Kleine Fotos und Gegenstände die persönlichen Wert haben, wurden dort abgelegt. Wir trafen zwei Personen wieder, denen wir bereits vorher begegnet sind. Sie waren vor einigen Jahren bereits genau an der Stelle gewesen und haben Ballast abgeladen und deshalb bedeute ihnen dieser Ort so viel. In diesem Moment ist mir bewusst geworden, wie sehr wir Dingen eigenständig Bedeutung beimessen und wie wichtig es ist, dass wir Bedeutungen kreieren, die auch in unserem Alltag Platz finden.

Der Jakobsweg stellt eine Art Parallelwelt auf Zeit dar und Menschen machen diese Reise aus den unterschiedlichsten Gründen, um loszulassen oder zu sich zu finden oder einfach nur so. Und doch bringt das gleichmäßige Laufen auch etwas im inneren in Gang. Es ist schwer, ein besonderes Erlebnis hervorzuheben, allerdings kam es mir so vor, als ob der Jakobsweg die Herausforderungen des Alltaglebens in geraffter Version spiegelt. Auch dort muss man Grenzen setzen und sich selbst überwinden, indem man weiterläuft. Wir sind mehr als einmal vom Weg abgekommen, sodass wir auf die Hilfe von Mitmenschen angewiesen waren.

Was sollte ein Pilger unbedingt in seinem Rucksack dabei haben?

Foto: Wie packt man für den Jakobsweg?

Ich stelle mir so einen Marsch mit wenig Gepäck als eine große Herausforderung vor. Was gehört denn unbedingt in den Rucksack und gab es auch etwas, was du vielleicht vergessen hast und empfehlen würdest, unbedingt mitzunehmen?

Wir kamen je auf ca. 8 Kilo Gewicht und abgesehen von einem Schlafsack, hatten wir nur das Allernötigste dabei. Gutes Schuhwerk und Hirschtalgcreme oder eine andere Fußsalbe sind unabdingbar, sowie ein Regenschutz und Seife. Verpflegung haben wir uns jeden Tag aufs Neue gekauft und man sollte nicht zu wenig Geld einkalkulieren, da man doch immer wieder etwas besorgen muss.

Das einzige was ich mir nachgekauft habe, war Sonnencreme, da man schnell unterschätzt, dass man jeden Tag fast ausschließlich draußen ist. Allerdings wird einem immer wieder bewusst, wie gewohnheitsmäßig man zu Hause nach Vorhandenem greift und wie anders es ist, wenn man tatsächlich nur wenig zur Verfügung hat.

Ihr ward glaube ich 4 Wochen unterwegs. Wo und wie wäscht man seine Wäsche? Habt Ihr Eure Unterkünfte unterwegs zufällig gewählt oder gab es eine konkrete Tourenplanung?

Foto: Auf dem Weg …

Wir haben die Wäsche zweimal in Unterkünften in einer Waschmaschine waschen können. Ansonsten hatte ich nur 4 Unterhosen dabei und habe sie – wenn möglich – jeden Tag mit Gallseife im Waschbecken ausgewaschen und trocknen lassen. Manchmal auch am  Folgetag am Rucksack baumelnd.

Anfangs haben wir jeden Tag spontan geschaut wo wir schlafen, wenn wir langsam müde wurden. Richtung Santiago wurde es immer voller, sodass wir die letzten Tage online vorgebucht haben.

Wie hat es sich genau angefühlt, als ihr Euer Ziel, die Kathedrale von Santiago de Compostela, das erste Mal erblickt habt und was habt Ihr dann als erstes gemacht?

Es war großartig, da man bekannte Gesichter in den Bars der Altstadt vor der Kathedrale gesehen hat und überall Pilger umherwimmelten. Die Sonne schien und Menschenmassen strömten in die verschiedenen Richtungen. Auf dem Vorplatz der Kathedrale saßen verstreut Pilger herum oder machten Fotos.

Die Kathedrale an sich ist sehr schön, allerdings faszinierte mich viel mehr die Stimmung drumherum. Wir wollten anschließend zu unserem Hostel gehen, um uns frisch zu machen und abends die Stadt zu genießen, allerdings spielten in der Nebenstraße ein paar Musiker und wir setzten uns erst einmal mit einem Glas Wein dazu und kamen in Ruhe und so richtig an.

Der Jakobsweg – drei persönliche Fragen an Lara?

Foto: Santiago / Quelle: pixabay

Bitte vervollständige noch die drei Sätze für meine Leser!

Den Jakobsweg gegangen zu sein bedeutet für mich… Vertrauen in mich selbst und in Menschen zu empfinden.

Wäre ich ein Ort des Weges, dann wäre ich... Pontevedra, weil dieser Ort ein Gefühl von zu Hause vermittelt.

Unsere weiteste Gehstrecke an einem Tag waren... ca 32 Kilometer.

Liebe Lara, vielen Dank für diese wirklich sehr interessanten Einblicke in das Projekt „Jakobsweg“, was wirklich den Charakter einer Parallelwelt hat! Mögest Du und Deine Mutter noch lange von diesen wundervollen Erfahrungen zehren.

Euer Interesse am Jakobsweg ist geweckt? Hier geht es zu einer Reiseseite, die viele Informationen rund um das Thema bietet und auch einzelne Reisebausteine.

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