Das Skizzenbuch zur Kreuzfahrt – Interview mit Kerstin Fabritz

Eine Malerin, die ihre persönlichen Eindrücke gestaltet

Das Skizzenbuch zu einer Asienkreuzfahrt von Kerstin Fabritz habe ich Euch im April / Mai 2020 in zwei Blogbeiträgen schon einmal vorgestellt. Das Interesse, Reiseberichte mal anders, zu gestalten war sehr groß und deshalb gibt es heute ein Interview mit der Malerin Kerstin.

Das Skizzenbuch – wie Kerstin zur Malerei kam

Liebe Kerstin. Deine Illustrationen Deiner Asienkreuzfahrt haben mich beeindruckt. Wann und wie kamst Du eigentlich genau zur Malerei?

Eigentlich male und zeichne ich schon mein ganzes Leben lang mit Begeisterung. In der Grundschule war ich die, die immer die detailliertesten Zeichnungen im Sachkundeheft hatte. Später auf dem Gymnasium hatte ich bei Kunstprojekten zum Abgabetermin immer mindesten 2 – 3 verschiedene fertige Bilder, während Andere noch am Ausprobieren waren. Später kam dann die Volkshochschule ins Spiel. Ich wagte mich aus dem stillen Kämmerlein heraus und nahm an ersten Kursen teil. Doch irgendwie wollte ich immer mehr dazu lernen! Neues ausprobieren und ich war immer auf der Suche nach Anregungen.

Irgendwann gab es dann das Internet, um sich mit anderen Malern auszutauschen. Ja, es gab auch einmal eine Zeit ohne Instagram und Facebook! Zuerst war ich nur stille Leserin und Betrachterin, bis ich dann ganz mutig auch erste, eigene Beiträge mit Erfolg teilte. Ich wagte mich 2009 an meine erste eigene Homepage heran. Es war schon seltsam, meine sonst im stillen Kämmerlein gemalten Bilder öffentlich zu machen.

Foto: Aquarell Sylt

Dies ist eins meiner ersten Bilder im Bereich der Aquarellmalerei. Es ist immer noch ein Lieblingsbild von mir, obwohl aus heutiger Sicht keinerlei Regeln der Aquarellmalerei beachtet wurden und keiner der Leuchttürme wirklich rund ist. Würde ich es heute noch einmal malen, sähe es ganz anders aus. Nun reichte mir die Volkshochschule im Ort nicht mehr aus.

Bei der wunderbaren  Anna Hammer in Springe lernte ich die Aquarellmalerei von Anfang an. Anna zeigte mir, was man so alles falsch machen kann und versuchte mich auf den richtigen Weg zu bringen. Ich glaube, sie war sehr oft am Verzweifeln mit mir. Ich sollte lernen locker zu werden. Gar nicht so einfach für mich.

Wieder ein paar Jahre später begann die Welle des Urban Sketching auf Deutschland über zu schwappen. Hierbei handelt es sich um eine globale Kunstbewegung. Zeichner auf der ganzen Welt skizzieren hier ihren Alltag Zuhause und auf Reisen. Es ist es wichtig, wirklich vor Ort zu zeichnen und nicht nach Fotos. Die so gefertigten Zeichnungen werden über die sozialen Netzwerke weltweit veröffentlicht und anderen Urban Sketchern zugänglich gemacht.

Foto: Berlin Hauptbahnhof

Ich besuchte tolle Workshops in Berlin und Hamburg bei Alexa Dilla und Jens Hübner und machte so meine ersten Schritte zum schnellen Skizzieren. Hier musste ich lernen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und schnelle Zeichnungen in mein Skizzenbuch zu bringen. Wieder eine Herausforderung für mich.

Foto: Hamburg Övelgönne

Und so geht es immer weiter mit meiner Malerei. Neue Ideen, oft inspiriert durch andere Maler, müssen ausprobiert werden. Meine Wünsche nach neuen Farben und Papieren enden nie.  

Das Skizzenbuch – wie die Idee entstand

Deine Zeichnungen für das Skizzenbuch haben auch bei meinen Lesern für echte Begeisterung gesorgt. Wie kamst Du auf die Idee, Reisebücher in Skizzenform zu gestalten?

Früher habe ich immer Urlaubstagebücher geschrieben und dann mit meinen Fotos bebildert. Durch das Urban Sketching kam ich dann 2015 zum ersten Mal auf die Idee, meine Eindrücke auf unseren vielen Reisen zeichnerisch festhalten. Man betrachtet Orte ganz anders, wenn man sie nicht nur in fünf Sekunden fotografiert, sondern selbst mit dem Stift in der Hand zeichnet.

Foto: Impressionen Kapverden

Ich brauche zwar vor Ort nicht länger als 20-25 Minuten, um einen Ort zeichnerisch zu erfassen, aber wenn man in der Gruppe unterwegs ist, hält man damit alle anderen auf. So begann ich die meisten meiner Zeichnungen in meinen Reisetagebüchern nach selbst fotografierten Fotos von den Ausflügen am Abend in Ruhe zu erstellen. Auch hier benötige ich nur bis zu 30 Minuten je Zeichnung. Dazu werden dann Eintrittskarten, Kartenschnipsel oder andere kleine Erinnerungen vom Tag geklebt, die sonst im Müll verschwinden würden. Ein wenig Text gehört natürlich auch dazu, aber der Fokus liegt auf der Zeichnung.

Das Skizzenbuch – was malt Kerstin sonst?

Absolut spannend! Was malst Du denn sonst, wenn es keine Skizzenbücher sind?

Auf unseren Reisen mache ich sehr viele Fotos und aus diesen Fotos entstehen dann wenn wir wieder Zuhause sind Aquarelle. Leider reichen unsere Wände nicht aus, um alle aufzuhängen. Man könnte das ganze Haus inzwischen damit tapezieren. Thematisch ist bei mir fast alles maritim.

Foto: Wenningstedt / Sylt

 

Foto: Aquarell einer Möwe

Manchmal zieht es mich aber auch zur großformatigen  Acrylmalerei. Dann ist keine Leinwand vor mir sicher. Hier bedarf es sicher noch weiterer Kurse, um die Acrylmalerei einmal von Grund auf zu erlernen. Auf jeden Fall sind auch diese Bilder sehr bunt.

Foto: Fischkutter

Hier male ich aber auch sehr oft nach Vorlagen z.B. durch das Heft „Kreativ Atelier“. Alles was mir gefällt, wird gemalt.

Foto: 3 Acrylbilder aus dem „Kreativ Atelier“

Das Skizzenbuch – mit wem Kerstin gern mal malen würde

Hast Du ein Idol – einen Maler – mit dem Du gern einmal gemeinsam malen und zeichnen möchtest?

Mein absolutes Vorbild im Bereich des Zeichnens auf Reisen ist Jens Hübner. Er hat es geschafft, die Leichtigkeit der Aquarellmalerei mit der schnellen Zeichnung und dazu noch einem Minimum an Material zu kombinieren. Von ihm kann ich noch so viel lernen und er bietet tolle Malreisen an, zum Beispiel durch den Oman. Das wäre ein Erlebnis der besonderen Art.

Das Skizzenbuch – wovon träumt Malerin Kerstin?

Schauen wir mal in die Zukunft! Wo siehst Du Dich selbst mit Deinem Malen in fünf Jahren? Verrätst Du uns Deine Träume und Pläne?

Ich werde immer wieder neue Ideen und Inspirationen haben. Ich weiß nicht, wie und was ich in fünf Jahren malen werde, lassen wir uns doch alle überraschen. Vielleicht begleitet Ihr mich ja auf meinem Weg über Facebook oder meine Homepage?

Ein großer Traum ist aber sicherlich, mit meinem Mann eine Weltreise mit dem Schiff zu machen und diese Reise wieder in vielen bunten Skizzenbüchern zu verewigen. In ein paar Jahren werden wir uns diesen Traum erfüllen, wenn unser Berufsleben endet.

Foto: Lebenstraum einmal um die Welt

Ich würde auch sehr gerne meine erlernten Tipps und Tricks beim Zeichnen und Malen an Andere weitergeben. Gerade für die meisten Anfänger ist es wichtig, möglichst schnell Erfolge zu erzielen. Da könnte ich vielleicht dem einen oder anderen gerade am Anfang helfen, ihm die Angst vor dem Zeichnen zu nehmen.

Drei persönliche Fragen an Kerstin

Foto: Kerstin in Singapur in 2020

Liebe Kerstin, eine Weltreise kann ich Dir nur empfehlen und garantiert wirst Du einzigartige Eindrücke davon mitbringen! Bitte beantworte noch drei persönliche Fragen für unsere Leser:

Mein liebster Kreuzfahrthafen war bisher Valletta auf Malta.

Man liegt direkt im Grand Harbour an der alten Festungsanlage der Stadt mit seinen alten Festungsmauern. Schon die Einfahrt ist beeindruckend, wenn man in den wohl schönsten Naturhafen des Mittelmeeres einfährt. In ein paar Minuten ist man dann zu Fuß schon mitten im Trubel der historischen Innenstadt mit seinen zum Teil recht steilen Straßen, Kathedralen und historischen Gebäuden, aber auch sehr vielen kleinen Geschäften und Cafès.

Foto: Lieblingshafen La Valetta

 

Foto: Impressionen von La Valetta

Etwas ganz besonderes ist dann die abendliche Ausfahrt aus dem Hafen mit dem Lichtermeer der Stadt im Dunkeln und vielleicht auch einem Feuerwerk ganz hinten am Horizont.

Wenn ich male, dann bin ichein Träumer

… und ich bereite vielleicht gerade unseren nächsten Urlaub vor, indem ich architektonische und landschaftliche Besonderheiten im Internet recherchiere und versuche zeichnerisch umzusetzen, bevor ich dann im Skizzenbuch loslege.

… und bin in Gedanken schon wieder auf einem Schiff unterwegs oder auch in einem schönen Ferienhaus oder einer Wohnung und habe ganz viel Zeit für mich.

… und male Aquarelle von gerade vergangenen tollen Urlauben, die wir erleben durften und die Orte erwecke ich durch die Malerei mit seinen ganzen Erinnerungen noch einmal zum Leben.

Meine Lieblingsfarbe istPink! Ich liebe zum Beispiel pinke Kleidung in Verbindung mit Kontrasten zum Beispiel Schwarz oder Weiß. Auch eines meiner Fahrräder ist Pink, mein Rucksack und vieles mehr… Meine Lieblingsmalfarbe ist ganz eindeutig Blau in allen Variationen des Meeres und des Himmels. Diese Aquarelltöpfchen sind immer wieder als erstes leer.

Liebe Kerstin, vielen Dank für dieses interessante Interview! Ich freue mich schon, wenn wir uns mal im Real-Life begegnen werden, was ja fest eingeplant ist! Bis dahin viel Freude mit Deiner Malerei und immer gute Einfälle!

Alle Fotos wurden mir von Kerstin für diesen Blogbeitrag zur Verfügung gestellt.

Zur Facebookseite der Galerie Fabritz geht es hier.

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