Bernd Kirchner – Die tragische Geschichte zweier Schiffe in der Grönlandsee

Wenn Schiffe verschwinden …

Bernd Kirchner ist nicht nur als maritimer Maler unterwegs. Ihn faszinieren auch Geschichten rund um die Seefahrt. Heute erzählt er uns die tragische Geschichte von zwei Schiffen im hohen Norden. Passend zum Heilig Abend etwas Besinnliches.

Bernd Kirchner – Die tragische Geschichte zweier Schiffe in der Grönlandsee

Foto: Pixabay

Das dänische Fracht- und Passagiermotorschiff sank am 30.Januar 1959 etwa 27sm südlich von Kap Farvel an der Südspitze Grönlands. Die Hans Hedtoft  befand sich auf der Rückfahrt ihrer Jungfernreise. Das Schiff galt, menschliche Vermessenheit zum Ausdruck bringend, als unsinkbar. In der Wetterküche der Labradorsee können sich die Verhältnisse sehr rasch ändern und so war es nicht ungewöhnlich, dass sich ein Tief zu einem eisigen Nordweststurm entwickelte der rasch auf Orkanstärke zunahm. Es herrschten Windstärken von 10-12 Beaufort mit 11 m hohen Wellen. Zunehmendes Treibeis und Eisberge verschärften die Situation.

Um 13:56 Uhr, wurde der erste Notruf abgesetzt : „Hans Hedtoft: SOS sind mit einem Eisberg kollidiert auf Position 59°42‘ N 43° W“. Die letzte Nachricht erreichte die zu Hilfe eilende Johannes Krüss um 17.45 Uhr. Das einzige bis heute gefundene Relikt der Hans Hedtoft ist ein, 9 Monate später, in Island angespülter Rettungsring. 95 Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben. Die Crew des Fischdampfers Johannes Krüss aus Bremerhaven empfing den Notruf und fuhr unverzüglich in Richtung der genannten Position und begab sich dadurch selbst in große Gefahr.

Alle Versuche, die Hedtoft zu finden blieben jedoch erfolglos. Die Crew der Johannes Krüss erhielt vom dänischen König eine Ehrenmedaille. So kurz nach dem Krieg und dem noch immer angespannten Verhältnis, keine Selbstverständlichkeit.

Bernd Kirchner – 8 Jahre später …

Die Geschichte der beiden Schiffe verbindet acht Jahre danach noch einmal auf tragische Weise. In schwerem Wetter mit Westwind der Stärke 10 Beaufort und vermutlich durch starke Vereisung der Aufbauten, sank die  Johannes Krüss in der Irmingersee. Nur einige hundert Seemeilen vom Unglücksort der Hans Hedtoft entfernt.

Die starke Vereisung  der Aufbauten und der Takelage  ist ein großes Problem der Seefahrt im Nordatlantik und der Polarsee.  Bei dem sogenannten  ‚Black Frost‘ gefriert Sprühregen oder starker Nebel  rasch zu dicken Schichten luftblasenfreiem und sehr kompaktem Eis. In schwerer See kann das dadurch kopflastig gewordene  Schiff kentern.

White Frost‘  ist ein ähnliches Phänomen. Hierbei entsteht die Vereisung allerdings durch überkommende Gischt. Dieses Eis ist bedingt durch den Salzgehalt im Wasser weniger kompakt. Weniger gefährlich ist es dadurch aber nicht.

Das letzte empfangene Lebenszeichen der Johannes Krüss stammt vom 28. Februar 1967, 18:50 Uhr. Zu dieser Zeit befand sich die Johannes Krüss  300 Seemeilen östlich von Kap Farvel, der Südspitze Grönlands. Alle weiteren Versuche das Schiff zu kontaktieren blieben erfolglos. Die Johannes Krüss blieb bis heute verschollen. 23 Seeleute verloren bei dem Unglück ihr Leben.

Zur Homepage von Bernd Kirchner geht es hier.

Ich wünsche allen meinen Lesern einen schönen Heilig Abend, maritime Grüße, Brina

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