World Explorer Kurztour 14.-18.09.19 – Reisebericht

Stürmische Zeiten an Bord des neuen Expeditionsschiffes

World Explorer! Von den Hamburg Cruise Days hinaus ins Wattenmeer war das Motto einer Kurzreise von nicko cruises mit ihrem ersten Hochseeprodukt, der World Explorer. Die Reise startete in Hamburg mit der Parade und sollte über Stopps auf Helgoland, Sylt und Amrum zurück nach Hamburg führen. 

World Explorer – 14.09.19 Hamburg

Foto: Ein erster Sonnanuntergang an Bord der World Explorer im Hamburger Hafen

Pünktlich – wie in den Reiseunterlagen angekündigt – startete der Check-in im Cruise Terminal in der Hafencity um 15 Uhr. Es sollte tatsächlich der schnellste Check-in an diesem Terminal für mich werden, den ich je erlebt habe. Lediglich die Kabinennummer wurde am Einlass genannt und schon konnte ich zum Security-Check durchgehen. An Bord der World Explorer wurden alle Gäste zunächst auf Deck 4 in die Main Lounge geleitet. Dort gab es einen Einschiffungs-Snack und freie Getränke nach Wahl. Der eigentliche Check-in fand dazu parallel an der Rezeption statt und so verteilten sich die Gäste. Es kam nur zu absolut geringen Wartezeiten. Die Kabinen waren bereits bezugsfertig.

Ich bewohnte die Veranda-Kabine 507 auf der Steuerbordseite und war begeistert. Ein sehr großzügiges Bad mit einer Massagedusche, Pflegeprodukte von L’Occitane en Provence und ein großes Doppelbett mit ausreichend Kissen fand ich vor. Zudem gab es eine kleine Sitzecke und eine Veranda mit sehr gemütlichen Sesseln. In der Kabine standen zwei Glasflaschen mit Mineralwasser bereit (mit und ohne Kohlensäure), die auch immer nachgefüllt wurden. Im Internet hatte ich vor der Reise von Baumängeln gelesen auf der World Explorer, die nach und nach behoben werden würden. In meiner Kabine war alles top. Es wunderte mich lediglich, dass die Minibar nicht gefüllt war. Den Schrankplatz fand ich für die kurze Reise ausreichend. Die Fächer für T-Shirts oder auch Pullover sind allerdings nicht sehr tief. Bei einer längeren Reise müsste der Stauraum sehr geschickt genutzt werden.

Foto: Blick in die Veranda Kabine der World Explorer

Ich begab mich zu einem ersten Rundgang über die World Explorer und fand den schönen Außenbereich auf Deck 5 am Bug, den ich für sehr gelungen halte. Sowohl an Deck als auch im Inneren des Kreuzfahrtschiffes fand ich eine sehr stylische, moderne und unaufdringliche Einrichtung vor, die mir gefiel. Dann war es auch schon Zeit für die übliche Seenot-Rettungs-Übung. Diese wurde professionell und kompetent durchgeführt.

Um 19 Uhr wurde das erste Abendessen in Buffet-Form für alle Gäste im Restaurant serviert. Laut Katalog hieß es zwar, dass es am Abend mehrgängige Menüs am Platz serviert werden, aber ich fand das für diesen Abend absolut in Ordnung. „Draußen“ formierte sich bereits die Parade und neben mir waren viele Gäste ungeduldig, endlich an Deck zu kommen. Der Buffet-Bereich befand sich in der Mitte des Restaurants und war von zwei Seiten zugänglich. Es gab verschiedene Vorspeisen, Suppen, Hauptspeisen und Nachspeisen. Für meinen Geschmack waren die Gänge zu eng angeordnet. Zwei Passagiere kamen kaum aneinander vorbei. Aus diesem Grund herrschte am Buffet selbst auch ein stetiges Gedränge. Es wurde regelmäßig aufgefüllt. Die Qualität der Speisen war an diesem Abend für mich in Ordnung.

Da es leider auch den im Katalog angekündigten Room-Service nicht gab, versorgte ich mich selbst mit einem Getränk und schaute mir die wirklich beeindruckende Auslaufparade von meiner Veranda-Kabine an. Viele Gänsehaut-Momente reihten sich aneinander bei der Ausfahrt. Wir fuhren auf Position 4, aber bei der einen oder anderen Biegung der Elbe, konnte ich einen Blick auf die anderen Schiffe erhaschen. Es war grandios! Nach dem Spektakel begab ich mich noch für einen letzten Drink in die Main Lounge und fiel dann müde, aber glücklich in mein gemütliches Bett.

Foto: Aufstellung zur Parade

World Explorer – 15.09.19 Helgoland

Foto: Die Lange Anna, das Wahrzeichen von Helgoland

Als ich morgens aufwachte und aus dem Fenster blickte, sah ich, dass wir gerade die Lange Anna von Helgoland passierten. Das Wetter war trübe und besorgt schaute ich auf den Wellengang. Schon am Vorabend hatte Kapitän Amadeu Albuquerque von zwei Meter hohen Wellen in seiner Durchsage gesprochen. Um 08:30 Uhr teilte Kreuzfahrtdirektorin Anke Ulisch mit, dass nun versucht wird, die Tenderboote zu Wasser zu lassen, dies aber eine Weile dauern kann. Immer wieder informierte sie in den nächsten zwei Stunden, doch um 11 Uhr war klar, dass ein Landgang – aus Sicherheitsgründen – heute nicht möglich sei. Ich beobachtete das Manöver, als der Lotse abgeholt wurde und hielt diese Entscheidung für absolut richtig.

Foto: Am Nachmittag blieb Zeit für einen Rundgang über alle Decks

Die Stimmung der anderen Passagiere dazu war jedoch geteilter Meinung. Zur Unterhaltung wurde ein Vortrag angeboten „Mit dem Handy im Urlaub“, der für mich thematisch nicht passte und den ich daher auch nicht besuchte. Gegen Mittag verließen wir unsere Position. Wir hatten bereits die Info bekommen, dass am kommenden Tag ein Anlauf von Sylt vermutlich auch nicht klappen wird aufgrund des Wellengang und, dass wir deshalb nach Esbjerg in Dänemark fahren würde. Dort war nun ganztags ein Aufenthalt an der Pier geplant. Das Getränkepaket Classic wurde für alle Gäste aus Kulanz frei gegeben und kostenlose Bustransfere in die Stadt und nach Ribe wurden für den nächsten Tag organisiert. Ich verbrachte einen relaxten Nachmittag in meiner Kabine. Angeboten wurde zusätzlich ein Film im Auditorium über die Ozeane der Welt, den ich mir aber nicht ansah.

Um 18:30 Uhr hatte der Kapitän zum Willkommens Cocktail in die Main Lounge geladen. Gemeinsam mit der Kreuzfahrtdirektorin stellte er sein Team vor und entschuldigte sich auch nochmals für die Wetterbedingungen. Inzwischen rollte die World Explorer und der Seegang war mehr als deutlich zu spüren. Beim anschließenden Gala-Dinner blieben dann auch so einige Plätze im Restaurant frei. Ich sah mir nach dem Essen (ich wählte sicherheitshalber nur zwei Gänge) einen Film im Fernsehen auf der Kabine an und war sehr angetan über den richtig großen Bildschirm.

Foto: Abendspaziergang an Deck der World Explorer

World Explorer – 16.09.19 Esbjerg (Dänemark)

Foto: Die World Explorer ins Esbjerg (Dänemark)

Gegen 8 Uhr morgens machten wir an der Pier fest und als ich aus meiner Kabine trat, wunderte ich mich. Es standen auf meinem Flur vor mehreren Kabinen Koffer (!) vor der Tür. Tatsächlich erfuhr ich später, dass Gäste heute abreisen würden und das Schiff verlassen. Warum wußte ich im Einzelfall nicht und ich beteiligte mich auch nicht an den wilden Spekulationen, die an vielen Frühstückstischen später ausgetragen wurden.

Das Frühstück auf der World Explorer hat mir sehr gut gefallen, speziell die Omelette-Station war klasse. Von einer Wurst- und Käseauswahl gab es über Säfte, Marmeladen, Yoghurts wirklich alles, was für mich zu einem guten Frühstück dazu gehört. Ich versuchte immer die Randzeiten zu nutzen. Gab es also Frühstück bis 10 Uhr, ging ich erst um 09:30 Uhr dorthin und entging so dem Stau am Buffet. Kaffee oder Tee wurden serviert und die Restaurant-Crew arbeitete stets zu allen Mahlzeiten aufmerksam und mit viel Herz.

Da die meisten Gäste am Vormittag von Bord gingen, nutze ich die Zeit, um noch weitere Räumlichkeiten auf der Explorer zu entdecken und natürlich, um Fotos zu machen. Das Wetter war eher trübe und so beschloss ich, auf einen Landgang zu verzichten. Am Nachmittag kam dann die Durchsage, dass auch die Anfahrt von Amrum am nächsten Tag wetterbedingt nicht stattfinden konnte. Wir würden stattdessen Bremerhaven anlaufen und dort – ebenfalls wieder ganztags – liegen. Es gäbe kostenlose Transfere in die Innenstadt und einen kostenlosen Tagesausflug nach Bremen.

Foto: Ein toller Platz an Bord, die Observation Lounge

Zu diesem Zeitpunkt machte sich der Frust auch bei den letzten noch optimistischen Passagieren bemerkbar. Man konnte in keinem öffentlichen Bereich mehr sitzen, wo nicht über die umfangreiche Routenänderung diskutiert wurde. Ich fand das sehr anstrengend und überlegte mir lieber, was ich in Bremerhaven unternehmen könnte. Inzwischen hatte nicko cruises aber bereits auch eine Kulanzerstattung nach der Reise angekündigt, die in der Folgewoche alle Passagiere erreichen würde. Später lag dazu auch ein Schreiben auf meiner Kabine.

Nach dem Auslaufen aus dem sicheren Hafen schaukelte die World Explorer, aber nicht so schlimm wie am Vortag. Somit stand einem Abendessen im Restaurant und dem Verzehr mehrer Gänge nichts im Wege.  Im Anschluss wurde in der Main Lounge Tanzmusik gespielt von dem Duo EJ und Angelo. Der ruhigere Ort an diesem Abend aber war die Observation Lounge & Bar, wo ich den Abend bei einem Glas Wein ausklingen ließ.

Foto: Buffet auf der World Explorer

World Explorer – 17.09.19 Bremerhaven

Foto: Die World Explorer in Bremerhaven

Am nächsten Morgen machte die World Explorer gehen 8 Uhr an der Columbus Kaje gleich hier der Artania pünktlich fest. Es regnete zunächst Bindfäden, was den Unmut der anderen Passagiere steigerte und zwar in der Form, dass sie sich zu dem angemeldeten Ausflug wieder abmeldeten. Ich fuhr nach dem Frühstück mit dem Transferbus in die Stadt. Er hielt direkt vor dem Deutschen Auswandererhaus, welches auch mein Ziel war. Das Museum vermittelt das Gefühl und die Zeit der Auswanderungsströme in die USA, aber auch in einem zweiten Teil die 70iger Jahre in Deutschland. Ein Besuch, der sich absolut gelohnt hat.

Foto: An Land im Deutschen Auswanderermuseum unterwegs

Den Nachmittag an Bord nutze ich zum Koffer packen und auch nochmal für einige Schiffsrundgänge.

Um 18 Uhr verließ die World Explorer Bremerhaven. Kreuzfahrtdirektorin Anke Ulisch hatte leider mal wieder die Aufgabe, unschöne Nachrichten zu verkünden. Die Passage bis zur Elbeinfahrt in Cuxhaven würde mit drei Meter hohen Wellen äußerst stürmisch werden. Die Reederei stellte Cracker an der Kaffee- und Teestation zur Verfügung und bot auch Tabletten gegen Seekrankheit an der Rezeption an. Anke gab außerdem Tipps zum richtigen Verhalten bei starken Schiffsbewegungen.

Die Vorhersage traf genau so ein und beim Abendessen im Restaurant wurde das Schiff mehrmals kräftig durchgeschüttelt, während am Fenster Wind und Wellen vorbei peitschten. So fanden viele Passagiere an diesem letzten Abend früh den Weg in ihre Kabinen. Ich hatte am Nachmittag einen Autorenkollegen kennen gelernt und plauderte mit ihm den Sturm in der Cigar Lounge einfach weg. Als wir gegen 23 Uhr 30 den Elblotsen aufnehmen, legte sich der Sturm sofort. Schnell stellte ich noch den Koffer vor die Tür und löschte das Licht.

Foto: Am letzte Abend, nicht nur Sturm im Weinglas

World Explorer – 18.09.19 Hamburg

Foto: Zurück im Hamburger Hafen

Pünktlich um 8 Uhr machte das Kreuzfahrtschiff im Hamburger Hafen an der traditionellen Überseebrücke fest. Die Sonne schien! Ich gönnte mir noch ein letztes Frühstück und verließ die World Explorer gegen 08:30 Uhr. Nach kurzer Wartezeit fuhren die Busse von Parken&Meer vor, die mich zu meinem Autoabstellplatz in Moorfleet brachten.

Mein Fazit

Die World Explorer ist ein schönes, kleines Expeditionsschiff, an dem es baulich allerdings noch einiges nachzubessern gibt. Dies wird nun sicher bei dem im Vorfeld geplantem Werftaufenthalt in Portugal geschehen. Die gesamte Crew war überaus freundlich und hilfsbereit. Meine Meinung ist, dass nicko cruises sich keinen Gefallen getan hat, sein Produkt mit einem 5 Sterne-Niveau – einer Eigenklassifikation – anzukündigen. Dies führte bei vielen Gästen zu Irritationen und weckte in den meisten Fällen falsche Erwartungshaltungen. Dies bekam die komplette Crew – samt Kreuzfahrtdirektorin und Ausflugsleitung – zu spüren. Hinzu kam das große Pech mit dem Wetter, was die Situation nicht einfacher machte. Ja, auch ich hatte Pläne für meine eigentlichen Landgänge gemacht, die über den Haufen geworfen werden mussten. Als erfahrener Kreuzfahrer weiß ich aber, dass dies jederzeit passieren kann und, dass die Sicherheit an Bord immer vorgeht.

Ich bin nun gespannt, wie es mit der World Explorer weiter geht. Ich kann es mir durchaus vorstellen, eine weitere Kreuzfahrt mit ihr zu unternehmen, wenn die Route und der Preis passt. Dafür wünsche ich mir als Gast, dass das Buffet-Raum-Konzept platzmäßig überdacht wird und auch ein Room-Service mit Speisen und Getränken geboten wird, wie angekündigt. Die Veranda-Kabinen sind traumhaft schön, da möchte ich als Passagier gern auch mal mein Frühstück oder am Abend ein gutes Glas Wein allein für mich genießen.

Weitere Infos zum Schiff gibt es direkt auf der Seite der Reederei.

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