Der maritime Maler Bernd Kirchner im Interview

Er ist mit dem Polarvirus infiziert!

Der maritime Maler Bernd Kirchner! Ich fand den Künstler über Umwege, nämlich über seine Tochter Evelyn, die ich hier in Eppstein kennenlernte. Doch auch Umwege führen zum Ziel und daher freue ich mich, Euch heute im Blogbeitrag das Interview mit einem maritimen Maler präsentieren zu können.

Schon bald könnt Ihr Euch auch noch auf me(e)hr von Bernd Kirchner freuen!

Der maritime Maler Bernd Kirchner – was ist sein Schwerpunkt?

Hallo Herr Kirchner, Sie leben heute an der Westküste und sind als Maler tätig. Maritime Motive bevorzugen Sie. Wie kamen Sie zur Malerei und was ist ihr Schwerpunkt?

Foto: Der maritime Maler Bernd Kirchner, ein echter Seebär!

Ich zeichnete bereits als Kind recht gerne. Ernsthaft mit der Malerei begann ich allerdings erst vor etwa 15 Jahren. Beruflich hatte es mich an die Westküste verschlagen und hier blieben wir dann auch hängen. Ich verspürte schon immer ein großes Fernweh und mittels Büchern wie Moby Dick, der Seewolf oder die Schatzinsel entstand wohl die Verbindung zur Seefahrt. Schwerpunkt, oder das Thema zu dem ich immer wieder zurückkehre ,sind denke ich die Arktis und die Faszination Eis. Meistens thematisch mit einem Schiff oder Walen verbunden. Unsere Freunde sagen, wir seien mit dem Polarvirus infiziert.

Ich lasse auch sehr gerne der Phantasie freien Lauf. Ich finde es ausgesprochen langweilig, existierende Leuchtürme wie Westerhever oder Roter Sand zu malen. Das ist bereits vieltausendfach geschehen. Da ist es wesentlich interessanter, eigene Leuchttürme mit den dazu passenden Geschichten zu erfinden.

Malen auf alten Seekarten

Sie malen auch auf alten Seekarten. Wo kommen diese her und ist das nicht sehr schwierig?

Foto: Malen auf alten Seekarten

Alte Seekarten zu bekommen, wird immer schwieriger. Alt bedeutet für mich so etwa bis Ende der 1970er Jahre. Bis dahin waren die Karten einfarbig gehalten. Danach begann man diverse Flächen farbig in pastellfarbenen Blau-Gelb- und Grüntönen darzustellen. Das wirkt auf einem gemaltes Bild störend.

Manchmal bekomme ich noch Karten von alten Fahrensleuten, denen meine Bilder gefallen oder von Mitseglern deren Väter als Lotsen oder Kapitäne auf großer Fahrt waren.  Suche ich speziell die Karte eines Seegebietes, finde ich diese gelegentlich auch per Internet. Diese sind aber mittlerweile sehr teuer geworden.

Ja, es ist mitunter schwierig auf gebrauchten Seekarten zu malen. Sie müssen sich vorstellen, wie oft diese Karten aufgerollt und wieder ausgebreitet wurden. Fettanhaftungen, Schmutz und die ohnehin vorhandene Imprägnierung machen es nicht einfacher. Ich bevorzuge für Gemälde auf Seekarten Gouache-Farben. Diese sind wasservermalbar und lassen sich nur mit sogenannten Netzmitteln wie Ochsengalle gut vermalen, da sie aus den vorgenannten Gründen zur Perlbildung neigen. Aber mit diesen Farben kann ich am besten in der Mitte farbdicht und zu den Rändern hin durchscheinend malen.  Das sind die Effekte die ich mir wünsche, um mein Bild in der Seekarte zu integrieren.

Obwohl ich aus einem Fundus von etwa 250 Seekarten schöpfe, gehen mir einige Seegebiete so langsam aus. Und mir ist es wichtig, dass ein Schiff auch auf einer Seekarte dargestellt wird, zu dem es auch einen Bezug gibt.

Machen Sie auch Ausstellungen? Natürlich in der Corona-Zeit jetzt schwierig, aber wie sind die Pläne für die normale Zukunft?

Foto: Ankündigung der Lesung „Phantasieleuchttürme“

Ich mache gelegentlich Ausstellungen, sofern es mein Beruf zeitlich erlaubt. Überwiegend natürlich in Norddeutschland, an der Westküste Schleswig-Holsteins. In meiner alten Heimat hatte ich bisher erst eine Ausstellung im Rathaus Hofheim im Sommer 2016. Ich möchte gerne wieder einmal eine Ausstellung im MTK machen, aber derzeit ist die Planung dahingehend etwas schwierig. Ich bin aber auf der Suche nach Ausstellungsräumen.

Unternimmt der Maler auch Kreuzfahrten?

Sie selbst haben auch schon Kreuzfahrten unternommen, wohin, mit welchen Schiffen und wann war das?

Foto: Die MS Deutschland in der Mitternachtssonne an der Kante eines Eisbergs vor Ilulissat

Unsere erste Kreuzfahrt machten wir 2004 mit der Albatros nach (geplant) Spitzbergen. Leider hatten wir bei den Färöern eine Kollision und anschließend eine mehrere Tage dauernde Reparatur in Hafnafjördur/Island. Dadurch musste die Reise eingekürzt werden und Spitzbergen entfiel. Der Weg zurück nach Bremerhaven entlang der norwegischen Küste war aber trotz allem sehr beeindruckend.

Mit dem Ersatzschiff für die TS Minerva, der MS Alexander von Humboldt  II, unternahmen wir 2008 unsere erste Grönlandreise. Wieder einmal mit Havarie. In einem Orkantief über der Nordsee bekamen wir vor Shetland morgens gegen 5 Uhr einen Seeschlag durch eine vermutlich 13-15 Meter hohe Monsterwelle. Auch hier entstanden erhebliche Schäden, die den Reiseverlauf beeinträchtigten, das Erlebnis Grönland aber nicht schmälerten.

2009 führte uns eine Reise auf der MS Athena (ex Völkerfreundschaft) durch das Mittelmeer (Venedig –Korfu-Antalya-Rhodos-Tartus– Limsassol-Port Said-Alexandria-Benghazi- Misurata-Tripolis- Valetta- Monastir- Ajaccio-Nizza).

Die zweite Reise nach Grönland auf der Albatros führte uns 2011 bis nach Upernavik. Mit der MS Delphin bereisten wir 2014 die Kanaren, Madeira, die Azoren bis Lissabon. Die dritte Reise nach Grönland machten wir 2016 auf der MS Deutschland unter der Phoenix-Flagge. Auch diese Reise war sehr beeindruckend. Und das Schiff an sich ist ja schon ein Erlebnis. 2018 fuhren wir auf der MS Deutschland rund um die britischen Inseln.

Unsere letzte Reise im Februar 2020, kurz vor dem ersten Lockdown, möchte ich im Grunde mit einer Kreuzfahrt vergleichen. Diese führte uns von Moskau auf der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn bis zum Baikalsee. Man ist ähnlich einer Seereise mit seinem Hotel unterwegs und unternimmt an den Haltepunkten die „Landausflüge“.  Ansonsten haben wir bisher Indien, Sri Lanka, Usbekistan, Baltikum, und alle nordeuropäischen Länder bereist.

Zukunftspläne

Haben Sie noch eine Wunschkreuzfahrt offen? An welches Ziel würde Sie diese führen?

Foto: Die Tierwelt von Feuerland steht noch auf der Liste von Bernd Kirchner

Ja, habe ich, in die Antarktis, nach Feuerland, Patagonien und die chilenischen Fjorde.

Der maritime Maler Bernd Kirchner – 3 Fragen an

Foto: Faszination Brigg, Quelle:pixabay

Wäre ich ein Schiff, dann…  wäre ich eine Brigg. Es ist herrlich nur vom Wind vorangetrieben zu werden und den Vorgaben der Natur gehorchen zu müssen.

Malen bedeutet für mich… abtauchen in eine Parallel-Welt, weil man sich in die Arbeit vertiefen muss. Ich muss das Bild erleben. Will ich eine stürmische See malen, liegt beispielsweise Richard Wagners liegender Holländer als Stimmungsmacher auf dem Tisch. Male ich ein Bild vom arktischen Eis, bietet sich Griegs Morgenstimmung  oder Terje Isungsets Ice-Concert an. Ich denke Malen ist für mich eine Art Tiefenentspannung.

Die Seefahrt fasziniert mich, da… ich mich auf dem Meer frei fühle. Wenn es die Zeit erlaubt, fahre ich als Crewmitglied auf Traditionssegelschiffen in einwöchigen Törns durch die Ostsee.

Hier geht es zur Homepage von Bernd Kirchner.

Vielen Dank lieber Herr Kirchner, für dieses Interessante Interview! Und bald gibt es mehr vom maritimen Maler Bernd Kirchner, denn er malt nicht nur, er schreibt auch! Freut Euch auf interessante, maritime Geschichten von Bernd hier auf meinem Kreuzfahrtblog!

Alle Fotos wurden mit von Bernd Kirchner für diesen Blogbeitrag zur Verfügung gestellt.

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