Crime Cruise 2021 Teil II – MordsKerl auf MordsTour

Von Dänemark zu den Färöer nach Island und zurück von Rudolf Georg

Crime Cruise 2021 Teil II – heute gibt es den zweiten Teil der spannenden Crime Cruise meines Autorenkollegen Rudolf Georg. Kommt mit nach Island, zu den Farör und den „kriminellen“ Vorträgen und Workshops an Bord der MS Norröna.

Auf geht es also zur Crime Cruise 2021 Teil II mit Rudolf!

Crime Cruise 2021 Teil II – ein kontrastreicher Mittwoch auf Island

Foto: Ein eingefrorener Wasserfall

Eiseskälte, d. h. Temperaturen zwischen zwölf und fünfzehn Grad unter Null, wenig Wind und strahlender Sonnenschein boten die besten Voraussetzungen für das Ausflugsprogramm. Noch einmal bestiegen wir unsere drei Busse und fuhren auf die Hochebene Fjarðarheiði. Nur kurz besichtigten wir die niedrigen Torfhäuser bei Hjarðarhagi, in denen früher Bauern und ihre Tiere auf engstem Raum zusammenlebten. Unser nächstes Ziel war der Rjúkandafoss, ein teils eingefrorener Wasserfall.

Von dort ging es zum Stuðlagil Canyon. Wer die 239 Stufen zu der Aussichtsplattform hinunter (und anschließend wieder hinauf) bewältigte, dem bot sich ein bizarrer Anblick. Tief im Tal fließt der Jökulsá á Brú, dessen Nebenflüsse fast vollständig gekappt wurden, als im Jahr 2006 der Hálslón-See aufgestaut wurde, um das Kárahnjúkar-Kraftwerk in Betrieb zu nehmen. Hierdurch wurden die bis dahin wasserbedeckten Basaltsäulen freigelegt. Der Kontrast zwischen den graubräunlich, teilweise rostrot schimmernden Basaltsäulen und den weißen Schneehauben ließ das Ganze unwirklich und fremdartig erscheinen.

Nun war Baden angesagt. In der Nähe von Egilsstaðir suchten wir das Geothermalbad Vök Baths auf, das in den See Urriðavatn hineingebaut wurde. Das Wasser strömt aus heißen Quellen tief unter dem See in die eigens angelegten Becken, in denen es sich trotz eisiger Außentemperaturen gut aushalten ließ. Die Kombination aus Badekleidung und Pudelmütze war ungewohnt, aber ratsam. Selbstverständlich konnten die Mutigen unter uns auch in den größtenteils eisbedeckten See. Mit guten Gründen warnten die Mitarbeiterinnen davor, im See zu tauchen oder gar unter die Eisflächen zu gelangen. Mir genügten drei kurze Ausflüge in das eisige Wasser mit jeweils wenigen Schwimmstößen. Danach war ich froh, mich wieder in einem der heißen Becken aufwärmen zu können. Der Effekt war ähnlich wie bei einem Saunabesuch und doch ganz anders.

Ich nutzte die Zeit vor dem nächsten Programmpunkt mir Seyðisfjörður mit seinen bunten Kataloghäusern anzuschauen. Mit rund siebenhundert Einwohnern und einer entsprechend kleinen Anzahl an Gebäuden ist der Ort überschaubar. Die bunten Holzhäuser, die sich die Bewohner früher anhand von Katalogen bestellt und aus Norwegen hatten liefern lassen, wirkten mitunter trotz ihrer Größe wie eine überdimensionierte Puppenstube. Dieser Eindruck entstand insbesondere, wenn im Hintergrund unser „putziges“ Fährschiff zu sehen war.

Wem es nicht genügte, dass ihm beim Baden heiß und kalt wurde, der konnte den nächsten Vortrag von Manfred verfolgen. Nach dem Motto „Morden für Anfänger“ schilderte er plastisch und mit umfangreichen Bildmaterial weitere seiner Erfahrungen als Mordermittler. Beim Thema blieb nach dem Abendbuffet Profiler Axel. Im Unruhestand ist er seiner Passion treu geblieben, mit dem Unterschied, dass er sich nun – anders als während seiner aktiven Dienstzeit – aussuchen kann, welchen Fällen er nachgeht. Einige hat er in seinem neuesten Buch „Im Auftrag der Toten“ beschrieben. Im Gespräch mit Katrin und Auszügen aus seinem Werk erläuterte er, wie er „der Spur hinter der Spur“ folgt um herauszufinden, was wirklich geschah.

Am Abend lief das Schiff aus. Auf Wiedersehen Seyðisfjörður. Von der Laterna Magica aus sahen wir die Lichter langsam verschwinden.

Foto: Blick von Land auf die MS Norröna

 

Crime Cruise 2021 Teil II – Färöer, endlich an Land am Donnerstag

Foto: Färöer in Sicht!

Den Donnerstagvormittag nahmen Gespräch und Lesung mit Carola und ihrem Krimi „Die rätselhafte Frau“ sowie der Schreibworkshop mit Barbara ein. Wie auch in den vergangenen Tagen, nutzte ich die Zeit und trieb mich auf den Außendecks herum. Die Weite des Nordatlantiks, die kaum beschreiblichen Lichtverhältnisse, der Wind – ich genoss das alles in vollen Zügen. Bald erreichten wir die Fjorde der Färöer.

Am frühen Nachmittag erreichten wir Tórshavn. Hatten wir am Montag auf den Landausflug verzichten müssen, so erwartete uns nun eine Busreise mit geändertem Programm. Wir mussten uns beeilen, denn der Himmel war bedeckt, und würden nicht mehr lange Tageslicht haben. Die Tour vermittelte uns einen Eindruck von der kargen dünnbesiedelten Landschaft.

Ein Abstecher in den Eysturoyartunnilin, der mit elf Kilometern Länge die beiden größten Inseln der Färöer Eysturoy und Streymoy verbindet, bildete den Höhepunkt der kleinen Fahrt. Dieser Tunnel verfügt über drei Einfahrten und unter See über einen Verkehrskreisel. Damit nicht genug, wurde sein Mittelpunkt noch besonders gestaltet. Er wirkt, als stünden Menschen im Kreis, die rot, grün und blau angestrahlt werden.

Zurück in Tórshavn machten wir noch einen Rundgang durch die denkmalgeschützte Altstadt mit ihren kleinen schwarzen Häusern für die Einwohner und den großen roten Häusern des Regierungssitzes. Für das Abendbuffet hatte sich die Crew der MS Norröna etwas Besonderes ausgedacht: Ein Krimi-Dinner. Einer aus der Gruppe um Fie Strandkvist zog „giftmordend“ durch das abgedunkelte Bordrestaurant „Skansagarður“, und wir Gäste begaben uns auf Tätersuche.

Abgerundet wurde der Abend durch Whiskey and Crime, einer Lesung aus dem Schwabenkrimi „Kehrwoche“ mit einer Whiskey-Verkostung durch Sybille Baecker. Der „harte Kern“ der Komplizen fand sich natürlich wieder hinter dem Panoramafenster der Laterna Magica ein, während die MS Norröna Richtung Hirtshals auslief.

Foto: Tierische Begegnungen an Land

Crime Cruise 2021 Teil II – der Freitag auf See

Foto: Die Faszination: Himmel, Sonne und Meer

Den Freitag verbrachten wir wieder auf See. Am Vormittag stand das Gespräch mit Kapitän Stefan Schmidt auf dem Programm. Er ist Flüchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein. Bekannt wurde er durch die Rettung von 37 Personen aus Seenot mit dem Schiff Cap Anamur im Jahr 2004. Deshalb wurde er wegen Schleusung vor einem italienischen Gericht angeklagt und erst 2009 freigesprochen. Seine eindrucksvolle Erzählung berührte wegen der Parallelen zu den heutigen Bootsflüchtlingen, die über das Mittelmeer nach Europa gelangen wollen.

Der dritte Teil von Manfreds Vortragsreihe folgte am frühen Nachmittag. Barbara tagte ein letztes Mal mit Workshop-Teilnehmern. Nach dem letzten großen Buffet am Abend erwartete uns der Höhepunkt des Tages, ein von Manfred und Axel mit Sara als Mordopfer liebevoll und detailreich gestalteter Tatort. Dieser konnte ausgiebig begutachtet und fotografiert werden. Anschließend wurden alle Erkenntnisse der Crime Cruise Komplizen zusammengetragen. Teils nah an der konstruierten Realität, teils abstrus bis skurril muteten die geäußerten Theorien zum Tathergang an. Beispiel gefällig? Eine Teilnehmerin mutmaßte, das Opfer habe ein Date gehabt, denn es habe sich schick angezogen, „bis auf die Schuhe“. Unsere „Leiche“ beschwerte sich nachher, es seien ihre besten Chucks, die sie getragen habe.

Crime Cruise 2021 Teil II – Ankunft in Hirtshals am Samstag

Schon beim Frühstück kam Abschiedsstimmung auf. Dies galt umso mehr, als wir unsere Kabinen zeitig räumen mussten. So standen wir auf Deck bei milden Temperaturen und wenig Seegang. Sonne, Wolken und der Nordatlantik sorgten für eine gewisse Wehmut, die während des anschließenden Bustransfers nach Hamburg anhielt.

Mein Fazit

Die Crime Cruise war ein rundum gelungenes Abenteuer. Die Bilder von den Färöer und von Island prägten sich ein. Das Programm erfüllte den Anspruch „Mehr Krimi geht nicht“. Die Menschen, denen ich begegnete von den freundlichen und zuvorkommenden Crew-Mitgliedern über das engagierte Crime Cruise Team bis – natürlich – zu den Komplizen, die sich rasch zu einer harmonischen Gruppe formierten, sorgten für ein unvergessliches Erlebnis.

Als Freiberufler, der ich in meinem Brotberuf bin, habe ich in der Vergangenheit stets eine Woche gebraucht, um im Urlaub abschalten zu können. Das gelang mir dieses Mal schon mit dem Betreten der MS Norröna. Die Crime Cruise besitzt das Potential aus Teilnehmern Wiederholungstäter zu machen. Da ist es gut zu wissen, dass die Planungen für die Crime Cruise 2022 bereits in vollem Gange sind.

Über den Autor Rudolf Georg

Foto: Rudolf und die anderen MordsKerle
Rudolf Georg ist das Pseudonym eines Stuttgarter Rechtsanwalts, der neben seinem Beruf das Schreiben für sich entdeckt hat. Geboren am Bodensee, aufgewachsen im Rheinland, führte ihn sein Beruf in die Schwabenmetropole. Durch seine berufliche Tätigkeit kennt er nicht nur bewegende menschliche Schicksale, sondern auch die alltäglichen Probleme seiner Mitmenschen. Stets interessieren ihn die Schicksale hinter den Fällen. Die so gewonnenen Erkenntnisse verarbeitet er in humorvoller Form, in Satiren, in Kurzkrimis wie „Fit in Social Media“, oder in Kriminalromanen wie „Sünde des Schweigens“ (ISBN 978-3-8392-2476-2).
Rudolf Georg ist eines von vier Gründungsmitgliedern der „MordsKerle“ und Mitglied im Syndikat, dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur.
Die Crime Cruise wird von Felix Schmidt organisiert und von der Smyril Line mit Unterstützung des Syndikats und der Mörderischen Schwestern durchgeführt. Hier geht es zur Homepage der Crime Cruise.
Alle Fotos und der Text wurden mir von Rudolf Georg für diesen Blogbeitrag zur Verfügung gestellt.
Lieber Rudolf, ich danke Dir für diese zwei interessanten Reiseberichte. Mein Interesse an der Crime Cruise 2022 ist auf jeden Fall geweckt. Diese findet vom Vom 29.10. bis zum 05.11.2022 statt und ist bereits über die Homepage buchbar.

Vielleicht auch interessant? Teil I der Crime Cruise 2021!

Crime Cruise 2021 – MordsKerl auf MordsTour